Ein traumatisches Erlebnis und seine Folgen

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern
gisel Avatar

Von

Matthew leidet unter Schizophrenie und ist deswegen in Behandlung. Im Rückblick erzählt er von seinem älteren Bruder Simon. Matthew schreibt seine Geschichte auf, wie es dazu kam, dass Simon während eines Campingurlaubs in Cornwall starb. Durch die Zeilen schimmert die Schuld, die Matthew sich selbst gibt, und auch von Seiten der Eltern scheint ein Vorwurf in diese Richtung zu kommen. Die Mutter zerbricht am Tod des Kindes, der Vater versucht das Geschehen nicht an sich heranzulassen… Doch für Matthew ist Simon nicht wirklich tot, nicht, wenn er seine Medikamente absetzt und sich in seiner Wohnung abschottet. Zehn Jahre nach Simons Tod möchte der jüngere Bruder ihm endlich das Geschenk machen, das er zu Lebzeiten nicht bekommen durfte: eine Ameisenfarm. Dafür tüftelt Matthew schon seit Jahren daran, und nun soll es endlich soweit sein.
Ein ansprechendes Cover mit einer einzelnen Ameise, die zum Mond blickt, gibt einen Vorgeschmack auf das Lesevergnügen dieses Buches. In Matthews Sichtweise geschrieben, bietet es dem Leser einen uneingeschränkten Einblick in seine Gedanken, so dass es zwingend nachvollziehbar wird, was Matthew vorhat.
Die Sprünge in der Erzählung wie auch Matthews Gedankenfetzen spiegeln sicher seine Krankheit wieder, erschweren es aber auch zu verstehen, was in welcher Reihenfolge warum passiert ist. Somit gibt es Andeutungen über die Nacht, in der Simon starb, die Erzählung dazu gibt es jedoch erst zum Schluss, was die Spannung natürlich gebührend erhöht.
Die Geschichte ist nicht ganz einfach zu lesen, vermutlich deswegen hat sie mich nur oberflächlich berührt. Wunderschön ist jedoch Matthews Idee für seinen Bruder, und der Autor bietet damit eine passende Möglichkeit an, alte Wunden doch noch verheilen zu lassen. Ein Buch, das zum Nachdenken anregt…