Nachruf auf den Mond

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kvel Avatar

Von

 

Innenansichten eines psychisch Kranken.

 

 

 

Hint: Der "Mond" (siehe Titel) ist der Bruder des Protagonisten: Simon, dessen Gesicht so rundlich war, dass es an den Mond erinnerte.

 

 

 

Inhalt:
Der 19-jährige Matthew ist in der Psychiatrie, weil vor 10 Jahren sein zwei Jahre ältere Bruder während eines Familien-Campingurlaubes zu Tode kam.

 

Matthew berichtet in der ich-Perspektive aus seinem Leben - und dem seines Bruders Simon.

 

Der Roman ist in Briefform verfasst; d.h. der Leser wird direkt angesprochen.

 

Der Autor springt in den Erlebnissen und Zeiten "wahllos" hin und her; d.h. es werden Episoden aus dem Leben des Protagonisten erzählt als er 9 Jahre alt war; und gleich darauf berichtet er von seinem aktuellen Leben und Gefühlen als 19-Jähriger.

 

 

 

Meine Meinung:

 

Der Roman ist als fiktive Autobiographie geschrieben; als Lebensbeichte.

 

Die teilweise naive Erzähl- / Sichtweise passt gut zu dem kindlichen Matthew.

 

Matthew geht sehr schonungslos (nicht nur) mit sich ins Gericht.

 

 

 

Insgesamt ist der Roman eine sehr berührende Lebensgeschichte / Krankengeschichte.
Sie ist sehr ruhig erzählt - aber keinesfalls unspannend.

 

Die Geschichte ist anrührend erzählt, aber nicht rührseelig.

 

 

 

Ich finde der Autor kann wunderbar erzählen; und seine Beschreibungen treffen sehr genau den Nagel auf den Kopf:

 

Matthew über seine Mutter, die ihn als Lehrerin zu Hause unterrichte: "... weil sie früher einmal Lehrerin werden wollte. Das war zu der Zeit, als sie versuchte schwanger zu werden, aber es gab Komplikationen ... . Ich glaube sie wollte Lehrerin werden, um ihrem Leben einen Sinn zu geben, oder um sich abzulenken. Ich glaube, da besteht kein großer Unterschied." (S. 31)

 

 

 

"Ich nahm einen Becher mit einem komplizierten Medikamentennamen und dem Slogan 'Heute schon die Zukunft behandeln'. Die Pharmavertreter verschenken diese Becher. Als ich neulich im Büro war ... zählte ich drei Becher, ein Mousepad, mehrere Kugelschreiber, zwei Blöcke ... und eine Wanduhr und alle trugen irgendwelche Medikamentennamen. Es ist, als säße man im Gefängnis und würde mit Reklame für Vorhängeschlösser bombardiert." (S. 230)