Bedrohliche Natur, beklemmende Spannung

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Eine Sturmflut droht über die Ostsee hereinzubrechen. Obwohl eigentlich alle Bewohner von Bad Seeberg längst evakuiert sein sollten, befinden sich sowohl Elisa als auch ihre Nachbarn noch vor Ort. Gleichzeitig sind mehrere Häftlinge aus dem Gefängnis ausgebrochen. Einer von ihnen ist auf der Suche nach Elisa.

Die Geschichte beginnt sehr beklemmend mit der drohenden Sturmflut. Der Erzählstil ist atmosphärisch und erinnert an einen Film. Die Autorin schreibt sehr flüssig und lässt einen schnell in die Geschichte eintauchen. Die wechselnden Perspektiven und Wendungen halten die Spannung hoch. Gleichzeitig wirken die Figuren sehr überzeichnet und die Handlung teilweise sehr konstruiert.

Die Figuren haben mich nicht überzeugt. Elisa hat eine Angststörung, leidet unter Panikattacken und ist tablettenabhängig. Obwohl dies durch ihre Vergangenheit schlüssig begründet wird, wirken die Beschreibungen der Figur übertrieben und die Darstellung der Tablettensucht wird zu oft thematisiert. Dadurch fällt es schwer, sich in sie hineinzuversetzen und mit ihr zu fühlen. Auch die anderen Charaktere haben viele große Probleme, was insgesamt zu viel wirkt. Die Nebenfiguren sind eher oberflächlich dargestellt und es wird ein problematisches Frauenbild vermittelt.

Die Geschichte selbst bietet eine starke unterschwellige Spannung, die sich gut steigert. Die Atmosphäre wirkt stimmig, die Natur wird sehr plastisch und eindringlich dargestellt. Das Ende hätte noch etwas runder gestaltet werden können. Insgesamt ist „Nachtflut“ ein spannender Thriller mit beklemmender Atmosphäre und einem unglaublich gelungenen Cover.