Solider Thriller

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lenalovegood Avatar

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Eine sich anbahnende Flutkatastrophe ist der Anlass dafür, dass die AnwohnerInnen in Deichnähe ihre Häuser verlassen und die umliegenden Ortschaften evakuiert werden. Elisa, die Hauptfigur, die aufgrund eines traumatischen Erlebnisses panische Angst vor Wasser hat, schafft es nach aufeinanderfolgenden Panikattacken und ihrer Tablettensucht nicht rechtzeitig zu flüchten und findet Schutz bei ihren Nachbarn, die ein düsteres Geheimnis mit sich tragen. Als aus der angrenzenden JVA Gefangene entfliehen, ist Elisa klar, dass nicht allein der einbrechende Damm für sie lebensbedrohlich werden kann.

Der Thriller ist aus der Perspektive mehrere Figuren geschrieben, die jedeR für sich Geheimnisse verbirgt, die nach und nach ans Licht kommen. Diese Multiperspektive zieht einen nicht nur in die Charaktere, sondern auch in die Ausmaße der Naturkatastrophe hinein. Dabei wirken die Charaktere zunächst eindimensional, wachsen jedoch stetig. Nicht alle sind sympathisch, gerade die Hauptfigur Elisa macht es den Lesenden schwer, mit ihr zu connecten. Die Mechanismen von wiederkehrenden Panikattacken und Sucht sind sehr gut getroffen und lösen eine Beklemmung aus.

Der Thriller fängt stark an, in der Mitte verliert er aufgrund der vielen Wechsel und zu viele Unklarheiten für mich persönlich etwas an Tempo, das packt wiederum sehr.

Was mich persönlich etwas gestört hat, waren die Frauenfiguren, die alle unter tyrannischen Männern litten und zunächst ohne Männer sehr hilflos zu sein schienen. Da habe ich mich zeitweise dabei erwischt, wie ich die Augen verdreht habe.

Nichtsdestotrotz ist "Nachtflut" ein packender Thriller, den man an einem Wochenende gut lesen kann und eine überwiegend gute Zeit hat.
Ideal, wenn man wieder ins Lesen reinkommen möchte.

Das Setting ist zudem außergewöhnlich, scharf beobachtet und wirklich sehr gut beschrieben.