Entspannung gesucht - Tragik gefunden

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Léa aus München nimmt eine Auszeit im Haus ihres Großvaters, wo sie auch in ihrer Kindheit oft war, in der Nähe von Nizza. Sie hofft, dort zu entspannen, gerät jedoch kurz nach ihrer Ankunft in dramatische Ereignisse. Sie begegnet Claire, der Freundin ihrer Mutter, und in den kommenden Tagen und Wochen auch Menschen, die ihr bisher fremd waren. Im Lauf von vielen nächtlichen Gesprächen wird die Vergangenheit aufgerollt, werden neue Möglichkeiten eröffnet. Was Claire erzählt, ist dabei kursiv gedruckt. Es geht um Verluste, Achtsamkeit, Freundschaft und Selbstbestimmung.
Ich selbst kenne Èze, die Côte d'Azur und die Alpes Maritimes recht gut und habe mich über das literarische Wiedersehen sehr gefreut. Anika Landsteiner hat diese Welt eins zu eins rübergebracht. Doch ehrlich geschrieben: Ich habe lange gebraucht, bis ich in den Roman hineingefunden habe.
Erstmal musste ich mich erkundigen, was ein Podcast ist. In weitschweifigen Dialogen wird eine Unzahl von Themen angeschnitten und behandelt, was den Fortgang der Story zäh macht. Hier wäre weniger bestimmt mehr gewesen. Es hält meiner Meinung nach auch den Spannungsbogen niedrig und verzettelt das Grundthema unnötig. Oft habe ich quergelesen und großzügig umgeblättert.
Was die Authentizität der Figuren betrifft, habe ich mehrmals über die enge Bindung und Vertrautheit zwischen Müttern und Töchtern gestaunt, gleich bei mehreren Familien. Das habe ich in meinem langen Leben bisher noch nirgends beobachtet, und auf mich wirkt es unglaubhaft.
Was mich bei dieser sogenannten Bestsellerautorin stört, ist, dass sie eine so nachlässige Korrektur zulässt. Wie sonst könnte es sein, dass sprachliche Schnitzer wie „Sie WOG das Baby tröstend in ihren Armen“ und zahlreiche Fehler verschiedener Art in die fixfertige Ausgabe rutschen?
Das Cover vermittelt einen authentischen Eindruck und ist ansprechend gestaltet. Ein wenig nächtliches Flair hätte gut zum Titel gepasst.
Insgesamt ein Ausflug an die Côte mit tiefgreifenden Themen, also recht durchmischt. Weiterempfehlen werde ich den Roman jedoch nicht.