Im Nein liegt nämlich immer auch ein Ja

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Rezension zu „Nachts erzähle ich dir alles“ von Anika Landsteiner
„Im Nein liegt nämlich immer auch ein Ja. In diesem Fall ein Ja zu sich selbst. […] Grundsätzlich finde ich, man sollte so oft wie möglich Ja zum Leben sagen, gleichzeitig ist das Nein viel zu negativ konnotiert. Die Kraft hinter einer Absage kann auch eine sanfte Liebeserklärung für etwas anderes sein.“ (S.139f.)
Lea braucht dringend eine Pause von ihrem Leben und verbringt den Sommer in Frankreich im Anwesen der Familie. Sie ist klug, emphatisch und freundlich. Dieser sympathischen Hauptfigur folgt man gerne nach Frankreich. Schnell begegnet sie Alice, die jedoch in derselben Nacht stirbt. Die Begegnung prägt sie nachhaltig, denn sie ist Ausgangspunkt für alles Weitere. Emile, Alice Bruder, sucht sie auf und die zwei erzählen sich so einiges. Sie spüren Alice nach, finden z.B. heraus, dass sie schwanger war (verrät schon der Klappentext) und kommen so von einem aufs nächste Thema. Es geht um Familie, um Freundschaft und Liebe. Schnell spürt man, wie sehr sich Emiles Familie von Leas Familie unterscheidet. Man spürt die Freundschaft zwischen Leas Mutter und Claire, deren Freundin aus Frankreich seit Jugendtage und wie Liebe in alles eingreift. Es kommen moralische Fragen auf und es wird deutlich, wie wichtig es ist nach vorne zu schauen und dass Offenheit und gute Kommunikation für alle zwischenmenschlichen Beziehungen eine wichtige Basis ist.
Der Roman überzeugt durch einen ruhigen Ton, sommerliche Atmosphäre und aufwühlende Themen. Anika Landsteiner schafft dabei eine Tiefe, die man so zunächst nicht erwartet. Lesenswert!