Nett erzählt

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mike nelson Avatar

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Nett erzählt. Durchaus. Aber schon zwei Tage nachdem ich die letzten Seiten von Anika Landsteiners neuem Roman "Nachts erzähle ich dir alles" gelesen habe, verblasst die Erinnerung schon ziemlich; was ich bedauerlich finde, zumal mir der Vorgängerroman "So wie du mich kennst" recht gut gefallen hat. Ich suche noch nach einer Erklärung für das soeben beschriebene Phänomen. War es die Geschichte, die zu wenig 'drive' hatte? Ja, da ist was dran! Waren es die Personen, die mir in ihren Konflikten zu wenig ausgeleuchtet waren? Ja, da ist auch was dran! Waren es die Themen? Nein - die hatten Potenzial: Nach der Trennung von ihrer Partnerin befindet sich Léa in einer unklaren Lebenssituation und beschließt, ihr Berliner Café für den anstehenden Sommer zurückzulassen und sich erst einmal in das 'Familienanwesen' an der südfranzösischen Mittelmeerküste zurückzuziehen. Wie zu erwarten, wird sie mit Ereignissen konfrontiert, die ihr einen neuen Blick auf ihr Leben ermöglichen. Am Abend ihrer Ankunft trifft sie auf ein junges Mädchen, was noch in derselben Nacht zu Tode kommt; Émile, der Bruder des Mädchens und populärer Podcaster in Frankreich will mehr über seine verstorbene, jüngere Schwester erfahren; Émile und Léa kommen sich näher, aber es bleibt alles etwas vage und unsicher, als wenn es da eine Angst vor dem Leben gäbe; und von Claire, die das Haus an der Küste in Ordnung hält, erfährt Léa einiges über die Vergangenheit ihrer Mutter und auch über sich. Ob Léa für sich in diesem Sommer einen neuen Weg gefunden hat? Vielleicht ist die Geschichte aber einfach nur ein ganz simpler Ausschnitt aus irgendeinem Leben, ein Ausschnitt der auch ein wenig einen Wendepunkt darstellt. Und wahrscheinlich gibt es im Leben auch nicht immer unbedingt die ganz radikale Wende, viel wahrscheinlicher eine allmähliche - und genau das können wir in "Nachts erzähle ich dir alles" miterleben.