Schöne Sommerlektüre

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schneespur Avatar

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In „Nachts erzähle ich dir alles“ von Anika Landsteiner versucht Léa ihren betriebsamen Job und ihre zerbrochene Beziehung in ihrem Urlaub an der südfranzösischen Küste hinter sich zu lassen. Stattdessen wird sie unmittelbar in eine schwere Familienkrise hineingezogen, als die junge Frau, die ihr am ersten Abend ihres Urlaubs begegnet, plötzlich tot aufgefunden wird und der erschütterte Bruder der jungen Frau, Èmile, mit Fragen zu ihrer Begegnung vor ihrer Tür steht. Èmile als aufsteigender, moderner junger Mann, der es gewohnt ist mit seinen Podcasts und in Fernsehshows im Rampenlicht zu stehen, ist in seiner Familie kein gern gesehener Gast. Spontan versucht Léa ihn dabei zu unterstützen, seine Fragen über seine Schwester und insbesondere ihrer Schwangerschaft zu klären. In intensiven Gesprächen über ihre Familien und ihre Vergangenheit kommen die beiden sich näher...

Der Roman wechselt zwischen der Perspektive von Léa und der von Claire, einer Freundin von Léas Mutter, welche deren altes Familienanwesen in Schuss hält, hin und her. Als Themen werden vor allem die Selbstbestimmung der Frau, Abtreibung und auch Homosexualität aufgearbeitet. Als Hintergrund dient meistens die Côte d'Azur mit ihren Buchten und kleinen Städten, was eine malerische Stimmung kreiert. Zusammen mit der regelmäßigen Beschreibung des Essens, das insbesondere von Claire und Léa geteilt wird, versprüht der Roman in Teilen eine angenehme, urlaubsmäßige Stimmung, die sich mit den ernsten und schwierigen Themen abwechselt. Die Personen im Roman waren für mich grundsätzlich nachvollziehbar und überzeugend, waren aber teilweise zu einseitig positiv dargestellt, so dass sie bisweilen etwas klischeehaft auf mich wirkten.

Für mich war der Roman insgesamt eine schöne Sommerlektüre mit interessanten Themen und nicht ganz so ausgereiften Charakteren.