Übers Mutigsein

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sophia95 Avatar

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Léa flieht nach Südfrankreich, um ihr eigenes Leben zu vergessen, in dem gerade alles aus den Fugen geraten ist. In ihrer ersten Nacht dort trifft sie auf die 17-jährige Alice, die wenige Zeit später ums Leben kommt. Und Léa ist die Letzte, die sie lebend gesehen hat. Ein paar Tage später steht Alices Bruder Émile vor der Tür - mit vielen Fragen und dem Wunsch den Tod seiner Schwester aufzuklären. Von dem unbeschwerten Sommer, den Léa in Südfrankreich verbingen wollte, ist bald nicht mehr viel übrig, denn Émiles und Léas verflechten sich immer weiter miteinander.
Der Klappentext klingt wie ein typischer Roman einer Sommerromanze in Südfrankreich. Und irgendwie ist er das auch - zumindest zu einem kleinen Teil. Es gibt eine Liebengeschichte, die Anika Landsteiner herzzerreißens schön beschreibt. Aber es gibt eben auch Fragen, die Angst sich zu verlieben, den Alltag abseits des Urlaubs und den Tod von Émiles Schwester, der im Raum steht. Ich mochte es sehr, dass Landsteiner drei Frauenfiguren den Großteil des Romans in den Mittelpunkt stellt. So gibt es neben Léa auch noch ihre Mutter und deren beste Freundin Claire, über dessen Kindheit man auch einiges erfährt.
"Nachts erzähle ich dir alles" hat mich nach an die südfranzözische Küste und nach Paris entführt, ein Kurzurlaub in Romanform. Ich fand die Charaktere authentisch und sympathisch, ich habe mit ihnen mitgefiebert und besonders Léas Probleme sehr gut verstanden. Anika Landsteiners Roman ist also vieles in einem: eine Liebesgeschichte, eine Geschichte über Familien, die nicht immer intakt sein müssen, eine Geschichte über Verlust, eine Geschichte übers Weglaufen und eine Geschichte übers zu sich selbst finden - und das alles verpackt im Sommer.