Ausweglos

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In Leila Mottleys Romandebüt ist alles ausweglos. "Nachtschwärmerin" erzählt eine Geschichte der an den Rand der Gesellschaft gedrängten, derjenigen, deren Stimmen nicht gehört werden, nicht gehört werden wollen. Umso wichtiger, dass diese Stimmen mit Werken wie diesem verstärkt werden!

Die siebzehnjährige Kiara - so alt wie wie die junge Autorin selbst, als sie mit dem Schreiben dieses Romans begann - lebt allein mit ihrem älteren Bruder, der sich lieber um seine wenig Erfolg versprechende Rapkarriere als um die Bezahlung der Miete kümmert. Ihre Mutter ist in einer Klinik, der Vater bereits gestorben. Und dann ist da noch der von seinen Eltern im Stich gelassene Trevor, der Nachbarsjunge, dessen Kiara sich angenommen hat.
Um sich um ihn kümmern zu können, und die eigene Wohnung nicht zu verlieren, beginnt Kiara - eher zufällig - sich zu prostituieren, was der Beginn der Ereignisse einer sich immer weiterdrehenden, nie enden wollenden Abwärtsspirale ist, deren Versinnbildlichung des nach Scheiße stinkenden Pools vor Kiaras Wohnkomplex nur allzu passend daherkommt.
Beeindruckend ist die Sprache der Autorin, in all dem Dreck und Moloch balanciert sie zwischen immer wieder gefundenen gar schönen Formulierungen und klarer Direktheit. Wütend macht die Geschichte, die obwohl fiktiv, angelehnt an einen realen Fall daherkommt und die Wut darüber, wie angeblich stärkere die schwachen - beziehungsweise sozial als schwach konstruierte - Menschen und deren Not und Leid ausnutzen und ausbeuten, in diesem Fall am Beispiel der Polizei dargestellt, steigt mit jedem gelesenen Satz.

Ein absolut unschönes, aber notwendiges Leseerlebnis!