Auswegslosigkeit

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dozzeline Avatar

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„Ich unterzeichne sie mit einem „K“, da ich nicht einmal mehr weiß, welcher Name eigentlich mir gehört.“

Die siebzehnjährige Kiara lebt alleine mit ihrem großem Bruder Marcus in einer Wohnung in Oakland; ihr Vater ist vor Jahren gestorben, kurze Zeit später verschwand ihre Mutter aus dem Leben ihrer Kinder. Seither halten sich die Geschwister selbst gerade so über Wasser, was zunehmend schwieriger wird: ihr Vermieter erhöht die Miete, Marcus nimmt sich zunehmend aus der Gemeinschaft heraus und wer gibt einer minderjährigen Schulabbrecherin einen Job? Letztendlich landet Kiara in den Fängen eines Prostitutionsrings der örtlichen Polizeieinheit und von dort scheint kein Weg zurückzuführen.

Was für ein Buch! Leila Mottley hat ihr Debüt im Alter von nur 17 Jahren geschrieben und sowohl Sprache als auch Inhalt lassen dies nicht vermuten. „Nachtschwärmerin“ ist ein schonungsloser, brutaler Roman. Die sexuelle Gewalt, die Kiara widerfährt, wird absolut ungeschönt geschildert, das Gefühl des Ausgeliefertseins und der Auswegslosigkeit überträgt sich direkt von den Seiten auf die Leser*innen. Deswegen würde ich tatsächlich empfehlen, dieses Buch nicht in einer Phase zu lesen, in der es einem selbst nicht so gut geht. Trotz allem zeichnet Mottley mit Kiara aber auch eine starke Protagonistin, die zwar den Glauben an ihr Umfeld nicht jedoch in sich selbst verliert.
Bedeutend ist in diesem Zusammenhang auch die Abschlussanmerkung der Autorin. Leila Mottley hat Kiaras Geschichte, basierend auf einer wahren Begebenheit im Jahr 2015, aufgeschrieben, um auf den fehlenden Schutz vor sexueller (Polizei-)Gewalt aufmerksam zu machen, unter dem vor allem Mädchen und Frauen of Color leiden. Das ist ihr mehr als gelungen. Ich hoffe, bald mehr von Leila Mottley zu lesen!