Ein beeindruckendes Debüt

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clara_mag_norman Avatar

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Zusammen mit ihrem Bruder lebt die siebzehnjährige Kiara in einem heruntergekommenen Apartment in East Oakland, Kalifornien. Während ihr Bruder seinen Träumen nachhängt, versucht Kiara Geld für die Miete und ihr Überleben aufzutreiben. Einen wichtigen Teil ihres Lebens bildet dabei Trevor, der Sohn einer Nachbarin, die sich nicht um ihn kümmern kann. Schließlich rutscht Kiara in die Prostitution, da sie mit ihren 17 Jahren keinen anderen Job findet. Doch als Kiara an die falschen Leute gerät und ein Prozess ihr aller Leben zu zerstören droht, muss sie einige schwierige Entscheidungen treffen.
Der Debütroman der noch sehr jungen Autorin Leila Mottley hat in der deutschen Version im Ecco-Verlag ein atemberaubendes Cover erhalten. Und auch die Geschichte hat es in sich. Bei starken Schwierigkeiten mit den Themen von sexueller und anderweitiger Gewalt sollte man das Buch durchaus mit Vorsicht genießen.
Der Roman zieht einen sofort in seinen Bann, da die Protagonistin einen sehr eindrucksvollen Charakter hat. Durch die Ich-Perspektive der Erzählung erfahren wir alle Geschehnisse in der Art, wie Kiara sie wahrnimmt. Das hat zur Folge, dass wir oft im Dunkeln gelassen werden, wenn Kiara die Eindrücke von außen nicht richtig einordnen kann. Insgesamt fühlt und denkt Kiara sehr speziell, man nimmt die Erlebnisse beinahe wie in einem Fiebertraum war. Die Protagonistin verliert nicht etwa den Realitätsbezug, aber die oftmals sehr schrecklichen und traumatischen Erfahrungen werden entsprechend verdaulich verarbeitet und sprachlich fein tariert verpackt. So lesen wir viele neuartige Wendungen und Beschreibungen von Gefühlseindrücken, die poetisch beeindruckend sind.
Anfangs hatte ich ein paar Mal das Gefühl, dass die Prostitution ein wenig verharmlost wird und allein die Gewalt, die sie erfährt, nicht aber der sexuelle Akt als solcher entsprechend behandelt wird, allerdings hat Kiara hier wohl eine andere Art, mit den Geschehnissen umzugehen, als ich mir das vorstellen kann. Dies zeigt sich im weiteren Verlauf des Buches.
Ein besonderes, sprachlich bemerkenswertes Debüt, das die harte Realität der Figuren so verpackt, dass man mit den Personen eine Reise antritt, ohne bloß Mitgefühl zu empfinden.