Erschreckende Milieustudie

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annaka Avatar

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Die 17jährige Kiara versucht verzweifelt ihre Familie über Wasser zu halten. Der Vater tot, die Mutter im Gefängnis, der Bruder mit dem sie zusammen lebt träumt sich durch den Tag ohne sie zu unterstützen. Da es als Minderjährige ohne Schulabschluss schwierig ist einen legalen Job zu finden landet sie in der Prostitution.

Die erst 2002 geborene Leila Mottley hat mit "Nachtschwärmerin" sowohl sprachlich als auch inhaltlich einen richtig starken Debütroman geschrieben.

Sie erzählt aus der Ich-Perspektive Kiaras und damit ist man als Leser*in sehr nah dran an ihren Gefühlen und Gedanken. Ihre Verzweiflung ist auf jeder Seite greifbar; ihr Motiv sich das alles anzutun, nämlich ihre Familie durchzubringen, wird so nachvollziehbar beschrieben dass es beim Lesen schmerzt.
Mottley zeichnet eine ungewöhnliche Protagonistin die gefangen ist zwischen Kindheit und viel zu großer Verantwortung. Gleichzeitig ist das Buch eine glaubhafte Milieustudie über die Lebensumstände in Oakland, Kalifornien am Rande der Gesellschaft, über Armut und Gewalt, den Machtmissbrauch der Polizei und die Probleme Schwarzer Frauen im Alltag.

Immer intensiv, streckenweise brutal geschrieben ist "Nachtschwärmerin" ein beeindruckender Roman der deutlich macht wie wichtig es ist marginalisierten Menschen eine Stimme zu geben. Große Leseempfehlung!

Übersetzt von Yasemin Dinçer