Junges Mädchen gerät in den Prostitutionssumpf

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rosenfreund Avatar

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Das Cover zeigt eine junge farbige Frau, welche die Hände auf ihren Hinterkopf legt. Zum Schutz vor etwas Schrecklichem?
Im Hintergrund sieht man farbige Lichter, Discolichter? Es wird eine gewisse persönliche Interpretation intendiert, denn das relativ harmlose Bild weist nicht auf den Sumpf von Kriminalität, Drogen und Prostitution hin, dem Kiara ausgesetzt ist.
Sie hat die Highschool abgebrochen, ebenso ihr Bruder, der von einer Karriere als Rapper träumt, sie aber das Geld für Miete und Lebensmittel alleine "anschaffen" lässt, denn ihr bleibt nur die Prostitution, da sie als Minderjährige ohne Zeugnisse keine andere Arbeit findet.
Der Vater ist verstorben, die Mutter befindet sich nach einem Suizidversuch in einem Rehazentrum. Aber was tut der Sozialstaat im “Land der unbegrenzten Möglichkeiten”?
Basierend auf einem tatsächlichen Fall, erlebt die schwarze Protagonistin die Gewalt von Polizisten, die sich ihrer bedienen, sie einschüchtern, schänden und erpressen.
Kiara soll in einem Prozess gegen Beamte aussagen, hat aber große Angst vor den Konsequenzen. Der Gerichtsprozess ist niederschmetternd und verachtenswert.
Das Werk liefert tiefe Einblicke in ihr Milieu und zeigt die Lebensrealität vieler armer Afroamerikaner, vor allen Dingen junger Frauen.
Kiara wird als Charakter gut gezeichnet und ist mir schnell ans Herz gewachsen. Man taucht in ein unbekanntes Milieu ein, das schonungslos und realistisch beschrieben wird. Der zwischenmenschliche Bereich ist gut ausgelotet und zeigt Kiaras zahllose Facetten. Sie steht für viele afroamerikanische Frauen, die nie aufgeben, wie Mottley, selbst schwarz, in ihren Anmerkungen berichtet.
Die nüchterne Sprache ist nicht Jedermanns Sache, passt, meiner Meinung nach, aber zur Intention der Autorin, die schonungslose Realität darzustellen.
Eine klare Leseempfehlung für einen gelungenen Erstlingsroman, der gut übersetzt wurde.