Größtenteils spannender Roman, der fesselnd unterhält, aber einigen wichtigen Aspekten nicht genug Raum gibt!

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nordlicht Avatar

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"Nachtwild" ist ein sehr amerikanischer Thriller. Die vierzigjährige Joan ist mit ihrem vierjährigen Sohn Lincoln wieder einmal im Zoo, doch diesmal erleben sie keinen schönen, friedlichen Nachmittag, denn kurz vor der Schließzeit dringen drei bewaffnete junge Männer in den Zoo ein und erschießen willkürlich Besucher und auch einige Tiere. Joan bekommt den Aufruhr in der Nähe des Zoo-Eingangs mit und sucht sich mit ihrem Sohn ein Versteck. Ihr Problem besteht darin, das Kind ruhig zu halten, sie muss es beschäftigen, ohne dass sie laut reden dürfen und sie muss für Essbares sorgen, als ihr Sohn hungrig wird und laut zu jammern oder zu schreien droht. Dies setzt allerdings voraus, dass sie sich zum Restaurant mit den Süßigkeiten-Automaten begeben müssen - genau in die Richtung der Amokläufer, die dort auf der Menschenjagd sind...


Von der Thematik ist der Roman interessant, er beschreibt die leider nicht realitätsferne Situation von Menschen, die plötzlich in die Schusslinie mehrerer Amokläufer (?) oder Mordlüsterne r(?) geraten und um ihr Leben fürchten müssen. Erschwert wird die Lage dadurch, dass die Protagonistin nicht allein ist, sondern in Begleitung ihres erst vierjährigen Sohnes. Das aufgeweckte Kind ist schwer ruhig zu halten und er ist außerdem nicht so kräftig und schnell wie seine Mutter, sodass diese ihn auf der Flucht immer wieder tragen muss., was neben der psychischen auch noch eine große physische Belastung darstellt. Joan ist eine wahre Löwenmutter, die für ihren Sohn alles und jeden zu opfern bereit ist - auch ihr eigenes Leben.

Die erste Hälfte des Romans ist nur stellenweise spannend, die Erinnerungen von Joan an die Babyzeit ihres Sohnes und ihr Familienleben sind zu ausgewalzt und bremsen den Handlungsverlauf. Erst in der zweiten Hälfte, als Mutter und Sohn ihr ziemlich sicheres Versteck zum Zweck der Nahrungssuche verlassen müssen, kommt mehr Schwung und Abwechslung in die Handlung, jetzt ist das Spannungsniveau durchgehend hoch.

Dennoch konnte mich dieser Thriller nicht vollkommen zufrieden stellen: Es fehlen Informationen zur Motivation der Täter; derjenige von ihnen, der dem Leser persönlich "bekanntgemacht" wird, bleibt als Person unglaubwürdig. Außerdem wird das Ende zu abrupt präsentiert, es bleiben Fragen nach dem Verbleib, bzw. weiteren Schicksal einiger Personen offen.


Ein größtenteils spannender Roman, der fesselnd unterhält, aber einigen wichtigen Aspekten nicht genug Raum gibt!