Intensiv und beklemmend!

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Gin Phillips schildert in ihrem Thriller „Nachtwild“ vermutlich den Albtraum einer jeden Mutter. Joan besucht mit ihrem kleinen Sohn Lincoln den Zoo. Es scheint zunächst ein Besuch wie jeder andere zu werden, doch als die beiden auf dem Weg zum Ausgang sind, fallen plötzlich Schüsse. Joan gelingt es, sich mit ihrem Sohn in ein leer stehendes Gehege zu flüchten. Der Beginn eines dreistündigen Albtraums…

Schon das schwarze Cover mit der roten Raubkatze darauf ist mir direkt ins Auge gefallen und auch die Bewerbung mit den Worten „Dunkler als die Nacht. Wilder als ein Tier. Näher als du glaubst.“ hat mich neugierig gemacht.
Die Thematik an sich ist sehr aktuell und eine überaus beängstigende Vorstellung. Immer wieder hat Joan in den Nachrichten von Schießerei und Amokläufen gehört und hätte es doch nicht für möglich gehalten, sich selbst einmal in einer solchen Situation wiederzufinden. Und als Leser stellt man sich direkt selbst die Frage: Wie würde ich in einer derartigen Situation reagieren? Wie würde ich mich verhalten und wie weit würde ich gehen, um meine Familie zu beschützen?

Gin Phillips hat es mit ihrem intensiven Schreibstil geschafft, mich von der ersten Seite an in die Geschichte hineinzuziehen. Der Fokus liegt die ganze Zeit über auf Joan und ihrer Beziehung zu ihrem kleinen Sohn Lincoln, für den sie wirklich alles tun würde. Joans Ängste und ihre zunehmende Verzweiflung werden detailliert und sehr anschaulich beschrieben, sodass ich mich gut in ihre Gedankenwelt hineinversetzen konnte. Trotz dieser Ausnahmesituation lässt sich Joan nicht von ihrer Furcht lähmen, sondern bleibt stark, um Lincoln abzulenken und ihn nicht noch mehr zu beunruhigen. Sie setzt alles daran, dass sie und ihr Sohn lebend aus dem Zoo entkommen können und muss dabei auch schwere Entscheidungen treffen.

Dadurch dass die gesamte Handlung in Echtzeit spielt und nur drei Stunden umfasst, wirkt die Geschichte umso realistischer. Mit zunehmender Dunkelheit wird auch die Atmosphäre immer bedrohlicher und die Spannung steigt beinahe ins Unermessliche. Trotz der Situation des Amoklaufs kommt der Thriller mit erstaunlich wenig Brutalität und blutrünstigen Beschreibungen aus. Durch das Katz-und-Maus-Spiel, das sich Joan mit den Tätern liefert, wird vielmehr eine unterschwellige Spannung geschaffen, die dafür umso bedrohlicher ist.

Alles in allem ist „Nachtwild“ ein unglaublich intensiver Thriller, der mir so schnell nicht aus dem Kopf gegangen ist. Von mir gibt es verdiente 5 von 5 Sternen!