Nachts im Zoo - aber nicht allein

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Stell dir vor, du bist mit deinem kleinen Sohn im Zoo und willst gerade nach einem schönen Tag nach Hause gehen, doch kurz vor dem Ausgang musst du ein schreckliches Bild sehen: Eine Gestalt hat offenbar mehrere Menschen erschossen und befindet sich jetzt immer noch im Zoo. Du kannst nicht weg. Du willst dein Kind schützen. Langsam wird es Nacht.

Die Geschichte ist unglaublich spannend und meiner Meinung nach größtenteils realistisch umgesetzt. Die inneren Konflikte, die die Mutter durchstehen muss, sind sehr eindrucksvoll beschrieben, denn natürlich versteht ihr Sohn, dass es gefährliche Menschen gibt, aber kleine Kinder sind natürlich trotzdem mal unabsichtlich laut oder werden quengelig, wenn sie zu lange still sitzen müssen bzw. Hunger bekommen. Diese Aspekte hat der Autor sehr gut hervorgebracht und sie verleihen dem Buch eine Spannung, wie sie selten bei Thrillern vorkommt, denn schließlich sind sehr selten kleine Kinder im Mittelpunkt. Die Dynamik der beiden hat mir sehr gut gefallen und auch, dass alles hauptsächlich aus ihrer Sicht erzählt wurde. Die kleinen Abschnitte, die kurz die Erlebnisse anderer Personen im Zoo beschreiben, halten die Spannung hoch und führen letztendlich als verschiedene Handlungsstränge ja dann auch logisch zusammen. Die Charaktere der Täter und auch die Beweggründe zum Morden machen meiner Meinung nach insofern Sinn, als dass ich mir vorstellen kann, dass manche Menschen tatsächlich so etwas aus dem Grund machen (Es ist schwierig, hier nichts zu spoilern).

Auch ist mir bewusst, dass keiner in solchen Extremsituationen perfekt reagieren wird und es für den Leser ein Leichtes ist, zu sagen: „Na, also da gäbe es ja definitiv einen logischeren Weg“ oder „Warum macht sie es nicht einfach soundso?“. Dennoch erscheinen mir einige der Entscheidungen, die die junge Mutter trifft, etwas sehr unlogisch und passen so gar nicht zu den Überlegungen und planvollen Aktionen, die sie sonst trifft. Wer würde sich schon freiwillig von seinem Handy und damit dem einzigen Kontakt zur Außenwelt trennen, wenn dadurch nicht wirklich etwas gewonnen wird?
Aufgrund mehrerer dieser seltsamen Gedankenaussetzer der Hauptperson muss ich dem Buch leider ein paar Minuspunkte geben, denn es hat mich beim Lesen enorm gestört.

Ich habe in anderen Rezensionen gelesen, dass manche Leute sich einen anderen Schauplatz als den Zoo gewünscht haben. Ich hingegen fand das eigentlich recht gut gewählt, denn es erklärt, warum es wirklich so beängstigend ist (warum sollten nachts im Zoo auch Lichter brennen?), schafft einige spannende Tierbegegnungen (nach dem Klappentext hatte ich Angst, dass es in einer Art Jumanji-Alle-Tiere-Rennen-Frei-Herum-Szene enden wird, was zum Glück nicht eintraf, aber selbstverständlich werden einige Tiere herumrennen, wenn Glaswände zerschossen werden) und erklärt, warum es nicht so einfach ist, sich zu verstecken oder komplett zu fliehen (der Zoo ist natürlich abgesperrt ringsrum, denn Besucher sollen ja auch nicht so einfach reinspazieren.

Letztendlich war es eine spannende Geschichte, aus der man noch ein kleines bisschen mehr hätte machen können.