Auf den Spuren der Vergangenheit

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katrinb Avatar

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Das Gemälde „Die heilige Familie“ von Willi Sitte ist der Auslöser für Aron Boks, sich mit dem Leben und Werks seines Urgroßonkels zu befassen. Dieser war ein erfolgreicher und oft umstrittener Maler in der DDR. Bei seiner Reise in die Vergangenheit trifft Boks auf Verwandte, Freunde, Künstlerkolleg*innen und Bekannte des Malers, die er zu Willi Sitte und den damaligen Verhältnissen befragt. So entsteht aus vielen Puzzleteilen ein komplexes Bild, aus dem / der Leser*in nicht nur viel über Sitte und sein Werk, sondern auch eine Menge über die jüngste deutsche Vergangenheit erfährt.
Besonders interessant fand ich die Passagen, in denen Broks erzählt, wie die Kulturpolitik der DDR funktionierte, welchen Zwängen die einzelnen Künstler*innen ausgesetzt waren und wie Sitte damit umging. Viele Fußnoten, Anmerkungen und ein umfangreiches Literaturverzeichnis belegen, wie umfänglich der Autor recherchiert hat. Künstlerbiographie, Familiengeschichte, Sachbuch, Geschichtswerk – das vorliegende Buch verbindet aufs Geschickte verschiedene Bereiche und formt sie zu einer rundum gelungenen Geschichte. Hinzu kommt der sehr angenehme Stil des jungen, 1997 geborenen, hochtalentierten Autors. Er hat bereits mehrere Auszeichnungen erhalten und das meiner Meinung nach ganz zu Recht.
Eine kleine Anmerkung: Es wäre schön gewesen, wenn die in dem Buch besprochenen Bilder auch abgedruckt gewesen wären. Aber natürlich kann man sie sich auch problemlos im Internet zusammensuchen.
Alles in allem: Ein absolut empfehlenswertes Buch, das ich mit großem Vergnügen und Gewinn gelesen habe.