Eintauchen in die Geschichte einer Künstlerfamilie

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Der Autor Aron Boks macht sich auf eine umfangreiche Spurensuche der Künstlerfamilie Sitte, insbesondere seines Urgroßonkels Willi Sitte, einem überzeugtem Kommunisten, Funktionär und Machtmenschen - gleichzeitig einem der einflussreichsten und umstrittensten Maler der DDR. Auslöser der biografischen Recherche ist das Bild "Heilige Familie", welches Broks bis in die Geschehnisse während und nach dem Zweiten Weltkrieg und vor und nach der "Wende" führt. Aron Broks selbst hat die DDR nicht mehr erlebt. Durch die Recherchen zeigt sich der Maler Willi Sitte als ein vielschichtiger und zerissener Mensch zwischen Ideologie, Idealen, Künstlerruhm und Eingebundensein in die unterschiedlichen Machtstrukturen. Für mich war die Herangehensweise von Broks interessant und sie trägt dazu bei, dem Leser einen differenzierten Einblick nicht nur in das Leben des Malers und Funktionärs Wille Sitte zu geben, sondern auch das durchaus in das familiäre Beziehungsgefüge der Generationen der "Großfamilie" Sitte. Zudem wird nach und nach auch das ernsthafte Interesse des Autors deutlich und er legt viele Ambivalenzen in der Familie aber auch eigene offen.
Broks tut dies in einem sympathischen, stilistisch ausgefeilten und auch kritisch nachfragenden Schreibstil. Sehr hilfreich erweisen auch die vielen Fußnoten, die einen nicht unbedingt mit der DDR-Gesichte vertrauten Leser, Hintergrundinfos liefert.
Das Cover des Buches ist interessant gestaltet und stößt eine sofort in Auge.
Insgesamt ein absolut lesenswertes Buch, welches einen anderen Zugang zu einem Land ermöglicht, das es nicht mehr gibt, aber unsere gesamtdeutsche Gegenwart weiterhin mitprägt.