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uliversum Avatar

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Das Cover ist ein Hingucker. Der pinke Pinselstrich quer über die Körper evoziert Zensur. Da er aber nach unten hin ausläuft, lenkt er erst recht den Blick auf die Genitalien. Im Hintergrund ist ein Akt aus der Serie „Die Liebenden“zu sehen. Auch der Titel selbst weckt Neugierde.
Das Thema des Buches ist der bis heute umstrittene DDR Maler Willi Sitte, der ein Urgroßonkel des Autors war. Er wurde von der Partei jahrzehntelang kritisiert, wurde aber später selbst ein hoher Funktionär im Künstlerverband der DDR und in der SED, der Künstler zensierte.
Innerhalb der Familie des Autors war Willi Sitte Jahrzehnte lang kein Thema, bis die Großmutter ein Originalgemälde auspackte. Dieses Ereignis nimmt der Autor als Anlass zur Recherche der eigenen Familiengeschichte. Eine Aussage des Autors im Vorwort ist dabei sehr interessant: „Klar geht Faszination von jemandem aus, der für ein Ideal gelebt hat.“ Aber was, wenn das Ideal der Sozialismus, den ich als Diktatur erlebt habe, ist.
Interessant ist auch die Authentizitätsdebatte des Autors mit einer jungen Kollegin seines Redaktionsteams, in der es darum geht, darf ein Wessi über das DDR System schreiben oder ist ein Ossi qualifizierter.
Mir persönlich geht es zu sehr um die Verflechtungen innerhalb der Familie. Letztendlich ist da doch der Wunsch des Autors zu verspüren, der dem Widerspruch Willi Sittes etwas positives abgewinnen will.