Literarisch reizvolle Warenkunde, Rezepte sind eher Anregung als Anleitung

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Von der Gestaltung her ein herausragendes Kochbuch. Die Bilder sind super ästhetisch und machen Lust auf die Speisen. Die Rezepte haben sehr ansprechende Namen. Das Germanistik-Studium des Autors wird deutlich im schriftlichen Ausdruck sichtbar. Das Buch enthält wunderschöne Formulierungen. Als Beispiel ein Auszug aus Seite 14: „Das phantasiebegabte Gehirn des Menschen ist nicht dafür gemacht, um sich mit Simplem zu begnügen“.

Ein Großteil des Buches beschäftigt sich sehr ausführlich mit der Warenkunde.
Dieser Teil könnte fast etwas kompakter sein. Dennoch finde ich Geschichte, Entwicklung und Herkunft der Lebensmittel sehr interessant. Die Informationen wurden sehr sorgfältig und umfassend recherchiert.

Die Rezepte haben mich etwas enttäuscht. Es sind teilweise gute Anregungen, um selbst im „Free Style“ neue Rezepte auszuprobieren. Beispielsweise Rezepte wie „Sommersalat“ oder „Wintersalat“ kann man je nach Laune selbst variieren. Die Zutatenliste hat mich eher irritiert. Wie beim Haferflocken-Müsli: es wird von Zutaten für eine Person geschrieben, dann stehen beispielsweise „8 Mandeln“ oder „2 Dörrpflaumen“ in der Zutatenliste, im Gegensatz dazu Frisches Obst „Menge nach Gusto“. Ich käme selbst nie auf die Idee, Mandeln für ein Müsli zu zählen. Weiterhin sind Rezepte enthalten, die – meiner Meinung nach – jemand mit Standardkochkünsten ohne Anleitung beherrscht (z.B. Rührei mit Kräutern). Nachgekocht habe ich deshalb auch erst ein Rezept – die „Meeresfrüchte in Safran-Curry“. Dies war sehr schmackhaft, allerdings habe ich hier auch bei der Zubereitung mit Menge und vorgegebenen Zutaten variiert.

Gut geeignet für Leser, die sich ausführlich über naturnahe Zutaten informieren möchten und gleichzeitig einen kultivierten Schreibstil schätzen. Ein Buch, welches ich mit Sicherheit noch öfters durchblättern werde. Das 1:1 Nachkochen der Rezepte sollte für den Leser dieses Buches nicht im Vordergrund stehen.