Spannende Geschichte mit ethischem Konflikt

Voller Stern Voller Stern Leerer Stern Leerer Stern Leerer Stern
skaramel Avatar

Von

C.J. Townsend – dem ein oder anderen Thrillerfan schon aus der Cupidoreihe – bekannt, ist endlich wieder in Miami und auch zurück im Gericht. Als eine Leiche mit einem Branding gefunden wird, weiß sie sofort, dass die Handschrift des Snuff-Clubs ist, der vor einiger Zeit die Polizei auf Trab hielt. Mitglieder zahlen horrende Beiträge um im Live-Stream einen stundenlang andauernden Mord zu sehen und ihn gleichzeitig zu beeinflussen. CJ hat genug Informationen, kennt die Namen der Teilnehmer, die High Society Amerikas, und entdeckt in Eigenregie immer mehr Details. Doch was tun, wenn die Beweise nicht auf legalem Wege erlangt wurden? Auf einmal steht sie vor der Entscheidung: Muss ich selbst handeln, damit noch weitere Morde verhindert werden?
Und mit genau dieser Frage spielt Jilliane Hoffman deutlich. Ist es vertretbar eigene Ermittlungen anzustellen? Selbst einen Mord zu begehen? Alles nur, damit andere – unschuldige – Menschen gerettet werden können? Während in Florida immer weiter junge Frauen verschwinden, hat CJ eine Liste mit den Teilnehmern vor sich. Doch sich darauf berufen kann sie – noch – nicht. Daher schickt Hoffman unsere Protagonistin auf einen Rachefeldzug mit eigenen Ermittlungen, Erpressungen und Straftaten.
Eine wirklich spannend geschrieben Jagd gegen die Zeit, deren Seiten einfach nur so verfliegen. Auch ein wunderbares Widersehen mit alten Bekannten aus den vorherigen Reihen. Doch trotzdem frage ich mich, gerade wenn ich die vielen positiven Bewertungen sehe, ob ich die Einzige bin, die ein Problem mit den Taten von CJ hat? Ja, es waren Mörder. Ja, es waren widerwärtige Menschen. Aber gerade als Staatsanwältin erwarte ich von CJ mehr als einen eiskalten Rachefeldzug, gerade wenn Hoffman ihr im gleichen Atemzug die Adoptionskarte in die Hände spielt.
Es ist – auf Spannungs- und Handlungsebene – sicher ein gut geschriebenes Buch, mit einer verdammt interessanten Storyline und auch ein wahrliches Feuerwerk als Abschluss für die Cupidoreihe. Doch am Ende, da hinterlässt es mir persönlich einen schlechten Beigeschmack. Denn: Das ist es. Das Ende. Von CJ. Vom Lesen. Für uns. Für mich war CJ immer eine Person, die sich nicht hat unterkriegen lassen und trotzdem richtig gehandelt hat. Die ihren Job eiskalt ausgeführt hat, eine vorbildliche – auch teils schwierige – Beziehung geführt hat. Und dann kommt Nemesis. Auf einmal ist CJ skrupellos, begeht nicht nur Einzelfälle, sondern wird fast zu der Person, die sie sonst immer jagt. Denn: Auch, wenn sie es aus einem guten Grund tut, so ist es für mich am Ende immer noch falsch. Gerade weil Hofmanns Figur über die Mittel, die Verbindungen und Beziehungen verfügt, um Personen und Ermittler einschalten zu können. Letztendlich verbleibt CJ nun als Racheengel in den Köpfen, und Nemesis bietet nicht den Abschluss, den man sich für so eine Reihe gewünscht hätte.