Zwischen warmherzig Chaos und digitaler Romantikfrustration

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern Leerer Stern
saskian Avatar

Von

Die Leseprobe vermittelt auf den ersten Blick eine charmante, leichtfüßige Atmosphäre mit einem Mix aus Alltagsrealismus, Situationskomik und emotionalen Tiefgängen. Besonders gelungen ist der lebendige, bildhafte Schreibstil: Die Szenen sind so anschaulich beschrieben, dass man sich fast selbst am Küchentisch bei Debs und Mike wähnt – mit Bratwurstduft in der Luft, Kindern, die kreischend durch die Küche toben, und einem Kater auf dem Schoß.

Positiv hervorzuheben ist auch die Dynamik zwischen den Figuren. Die Dialoge wirken natürlich und die Beziehungen authentisch – insbesondere die Freundschaft zwischen Jess und Debs fühlt sich vertraut und warmherzig an. Es gelingt der Autorin gut, sowohl Jess’ Lebenskrise als auch ihre widerstrebende Hoffnung auf Veränderung greifbar zu machen. Ihre Verletzlichkeit wirkt glaubwürdig und lädt zur Identifikation ein.

Allerdings gibt es auch einige Kritikpunkte: Die Leseprobe ist recht dialoglastig und zieht sich stellenweise in die Länge, insbesondere bei den Diskussionen rund um Wohnungsanzeigen und Techniknutzung. Einige Formulierungen und Details wirken etwas überkonstruiert oder bemüht humorvoll („möhrenrotes Haar, dunkle Augen, Sommersprossen“ – eine klischeehafte Beschreibung). Auch der Einstieg mit einem „Date-Desaster“ und die Erzählung vom verräterischen Ex wirken nicht gerade neu – solche Konstellationen hat man in vergleichbaren Romanen schon oft gelesen.

Insgesamt macht die Leseprobe durchaus neugierig, vor allem wegen der liebevoll gezeichneten Nebenfiguren und des gemütlichen, aber auch ehrlichen Settings. Gleichzeitig bin ich mir noch nicht sicher, ob die Geschichte genug Überraschungen und Tiefe bereithält, um mich wirklich zu fesseln – oder ob sie letztlich zu vorhersehbar bleibt.