Ich habe »Eine warme, absolut bezaubernde Liebesgeschichte.« erwartet und ein Jahreshighlight bekommen.

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chiralu Avatar

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Ja, nach dieser Überschrift ist es wohl wenig verwunderlich, dass ich für dieses Buch volle Punkte gebe.

Die Autorin hat mich mit ihrem Buch "Neuanfang in Notting Hill" vollkommen begeistert und bereits nach den ersten Seiten hab ich Joan und Jess, die beiden Hauptprotagonistinnen, in mein Herz geschlossen. Norie Clark hat den beiden so viel Leben eingehaucht, ihnen so viel Charme mitgegeben und ihre Eigenarten und Besonderheiten auf eine liebevolle Art und Weise eingearbeitet, dass ich schnell das Gefühl hatte, die beiden wirklich zu kennen. Übrigens war dies nicht nur bei den beiden Frauen der Fall, sondern auch bei all den großen und kleinen Nebencharakteren, die auch dazu beigetragen haben, dass das Buch so wundervoll und herzerwärmend ist. Und die letztendlich zeigen, dass Freunde auch Familie sein können.

Die Wohngemeinschaft der beiden Frauen, die kaum unterschiedlicher sein können, entstand quasi aus der Not heraus. Joan ist 80 Jahre alt und hofft, dass sie sich nicht mehr ganz so einsam in ihrem Haus fühlt, wenn sie ein Zimmer vermietet, und auf diese Weise vielleicht wieder mehr Leben ins Haus kommt. Jess sucht verzweifelt nach einem neuen Zuhause, nachdem ihr Freund ihr Konto leerte und verschwand. Und so führt eins zum anderen und plötzlich wohnen die beiden zusammen, wodurch sich ihre unterschiedlichen Leben zwangsläufig überschneiden. Während Joan das Haus kaum verlässt, die Alterswehwehchen sich überall bemerkbar machen und sie sich gegen den Fortschritt in Form von WLAN, Smartphones und Co. sträubt, ist Jess jung, aufgeweckt und hat ihr Handy immer in greifbarer Nähe.

Ich will gar nicht zu viel vorwegnehmen, weshalb ich nur so viel sagen möchte: Auch wenn es zunächst für beide eine Umstellung ist, verständlich, merkt man recht schnell, dass sie einander einfach guttun. Als sie sich da wirklich drauf einlassen, merkt man, was für eine erstaunliche Entwicklung beide Charaktere machen und man kann gar nicht anders, als sich mit ihnen zu freuen.

Doch das Buch versprüht nicht nur Leichtigkeit, es greift auch schwere, emotionale und sensible Themen auf. Es geht um Verluste, um Sorgen und um Ängste. Sowohl beruflich als auch privat. Und es zeigt, wie Menschen damit umgehen - und das teils auf ganz unterschiedliche Art und Weise. Es zeigt, wie schwer es sein kann loszulassen.

Doch Norie Clarke schafft es auf eine beeindruckende Art und Weise diese Themen mit ganz viel Fingerspitzengefühl zu behandeln, ihnen Tiefe und Raum zu geben, und gleichzeitig auch Platz für Leichtigkeit zu schaffen. Denn neben den ernsten Themen erwartet uns Lesern auch ganz viel Herzkribbeln, auf die gute Art und Weise. Genauso wie der ein oder andere Schmunzler, sei es aufgrund der kunterbunten schillernden Outfits einer Nebencharakterin oder des Moments, wo ein an die Scheibe leckendes Kind den sich romantisch anbahnenden Augenblick jäh unterbricht - herrlich, ich hatte das Bild direkt vor meinem geistigen Auge und musste lachen. Was für ein Timing!

Ich muss allerdings einräumen, dass das Buch keine allzu großen Überraschungen bereithielt und man vieles erahnen konnte. Doch ganz ehrlich? Diesen Anspruch hatte ich an das Buch auch gar nicht und dementsprechend hat es mich in keinster Weise gestört.

Neben dem Inhalt gefiel mir übrigens auch der Aufbau des Buches sehr. Die Geschichte wird abwechselnd aus der Sicht von Joan und Jess geschrieben und ich fand es toll in die unterschiedlichen Perspektiven zu schlüpfen. Besonders toll fand ich, wie die Briefe in das Buch integriert wurden und auf der einen Seite einen Blick in die Vergangenheit zuließen, und auf der anderen Seite eine wichtige Rolle in der Gegenwart spielen, also zu einer Zeit, in der man ja eigentlich kaum noch Briefe verschickt. Vielleicht sollten wir dies zum Anlass nehmen, mal wieder zu Stift und Papier zu greifen?

Zusammenfassend kann man also sagen, dass ich von diesem Buch begeistert bin. Es ist berührend und gefühlvoll, gleichzeitig humorvoll und unterhaltsam. Es regt zum Nachdenken an und für eine gehörige Portion Romantik ist auch gesorgt. Und, was für mich irgendwie auch wichtig ist, es hallt nach und sorgt dafür, dass ich über einige Dinge auch anschließend noch nachdenke.