Spitzzüngig auf den Punkt!

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nathalielamieux Avatar

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Die New Yorker Schriftstellerin und Gesellschaftskritikerin Fran Lebowitz ist Vielen seit Martin Scorseses Netflix Dokumentation „Pretend it’s a city“ bekannt. Sie schrieb als Kolumnistin für Andy Warhols Interview Magazin, die Washington Post nannte sie „the funniest woman in America“. @rowohltverlag hat nun mit dem Titel „New York und der Rest der Welt“ ihre Artikel und Kolumnen aus den Jahren 1974-1994 zum ersten Mal auf Deutsch veröffentlicht.
Übersetzt wurden sie von Sabine Hedinger und Willi Winkler. Diese kurzen Texte sind aufbrausend, spitzzüngig und gleichzeitig charmant. Darin gibt sie wortgewandt ihre entschiedenen (und manchmal kontroversen, und auch in die Jahre gekommenen ) Meinungen zu allen möglichen Themen zum Besten, von Kunst über faule Schriftsteller, Vermieter und Diäten, über Dinge, Orte, Pflanzen, Leute, Kinder. Nicht mit allem stimme ich überein, nicht alles ist noch zeitgemäß. Aber gut unterhalten fühle ich mich dennoch. Gerne hätte ich aber gewusst, wann welcher Text erschienen ist. Das würde eine Einordnung dieser doch vereinfachen.
Fran Lebowitz‘ Gedanken sind spitz, schnell und treffgenau. Aus der Ich-Perspektive heraus geht sie davon aus, dass ihre Beobachtungen und deren Schlussfolgerungen allgemein von Interesse sind und lässt sie in kurze, schnelle Texte münden, die an Lebensberatungen erinnern. Aber so schnell diese Feuerwerksätze auftauchen, so schnell verschwinden sie auch. Sie hallen nicht nach oder lassen einen länger darüber nachdenken. Aber das ist auch nicht ihr Zweck. Sie schaffen häufig das Gefühl einer exakt platzierten Pointe – und diese Kunstform beherrscht Fran Lebowitz wirklich hervorragend.
Und wie grandios bitte ist dieses Cover?