Zu viel des Schlechten?

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern Leerer Stern
buchschnitt. Avatar

Von

„New York und der Rest der Welt“ ist die deutsche Version des „Fran Lebowitz Reader“ des Jahres 1994, welcher wiederrum ihre Bücher „Metropolitan Life“ und „Social Studies“ verbindet. Dass diese Bücher, nun über 30 Jahre später in Deutschland erscheint, liegt wohl am Erfolg der Netflix-Serie „Pretend It’s a City“ in der Fran Lebowitz sich mit Martin Scorsese über Alles und Nichts unterhält.

Um Alles und Nichts geht es auch in dem nun erschienen Buch, reihen sich hier doch Themen von Demokratie bis hin zu schlechter T-Shirt-Wahl aneinander. Dabei steht in vielen Rezensionen, Lebowitz sei schonungslos. Das stimmt, sie nimmt kein Blatt vor den Mund, egal wen sie damit treffen könnte. Zu Anfang wirkt das lustig, amüsant und nach einer willkommenen Abwechslung. Schnell merkt man aber, dass Lebowitz in ihren Kolumnen auf eine gewisse Art ein one-trick pony ist und nicht wirklich mehr als austeilen und meckern kann. Das war für mich hin und wieder charmant und sehr ehrlich, meistens fiel mir jedoch ihr erhobener Zeigefinger, auf, ihre Meinung, jeder ihre Ratschläge sei universell und dass am Ende doch wenig dabei heraus kommt, bleibt oder bei mir widerhallt. Ähnlich verhielt es sich bei den verschiedenen Themen des Buches. Nach wenigen Seiten, in denen ein „Problem“ abgearbeitet wurde, springt man zu einem gänzlich anderen. Das ist zuerst frisch, schnell zu lesen, nutzt sich aber dann in seiner Variabilität ab, wird austauschbar und wahllos. Es wird an nichts über die ganze Länge festgehalten, wodurch Kohärenz oder ein bleibender Eindruck entstehen könnten, außer: alles Mist da draußen. Diese Abwechslung verdankt das Buch der Herkunft seiner enthaltenen Kapitel, welche zuvor (zu große Teilen) als Kolumnen in verschiedenen Magazinen erschienen. Vielleicht sind diese Kolumnen dort auch wirklich gut aufgehoben und ein regelmäßiger Spaß für Lesende, auf über 300 zusammenhängende Seiten transportiert sich dieser Spaß jedoch für mich nicht.

Dass ihre Ansichten natürlich aufgrund ihres Ursprungs aus den 90ern heute auch etwas outdated sind, ist klar, aber für mich kein Kritikpunkt – das sind andere Bücher dieser Zeit auch. Trotzdem bleibt für mich der Eindruck, dass zu viel Lebowitz das Leben genauso wenig bereichert, wie zu wenig.