Comic mit ernsten Themen und einer großartigen Botschaft – Ich bin genug! Sei du selbst!

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jojo_95 Avatar

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„nICHt genug“ von Maria Scrivan ist ein dicker Comic im Bücherkleid. Der Comic greift sehr ernste Themen auf und teilt mit seinen Leser*innen eine großartige Botschaft.
Zunächst einmal zur Aufmachung, der Comic hat einen knallpinken Einband, ist aber ansonsten von außen sehr schlicht gehalten. Klar hervor sticht allerdings der große Titel, in dem das „ICH“ rosa innerhalb der weißen Schrift markiert ist. Außerdem kann man darunter die Protagonistin erkennen, aus deren Sicht man die gesamte Geschichte miterleben wird. Auch wenn ich persönlich die Farben pink und rosa nicht besonders mag, stehen sie dennoch für etwas wichtiges. Für was genau diese Farben im Zusammenhang mit dem Titel stehen sollte allerdings jeder für sich selbst herausfinden. Alles in allem finde ich die Aufmachung/das Cover wirklich sehr gelungen und mir gefällt es sehr, wie gut es einfach zu der Geschichte passt. Auch die innere Aufmachung ist wirklich schön geworden. Es findet sich hier die typische Panelstruktur und es gelingt der Autorin & Künstlerin wirklich gut die Balance zwischen Panels, die die ganze Seite einnehmen und mehreren Panels auf einer Seite zu halten und setzt die „großen“ einseitigen Panels sehr gekonnt und in den richtigen Momenten ein. Man kann ihr Gestaltungskonzept wirklich gut erfassen. Die Illustrationsstil ist leider nicht so meins, dennoch passt auch er sehr gut zur Geschichte. Auch wenn ich dem Zeichenstil nicht so viel abgewinnen kann, gefällt es mir, dass die Illustrationen so aussehen als hätte sie ein Kind mit Buntstiften angefertigt. Und Im Prinzip ist es ja auch genau das. Denn die Protagonistin Natalie, die selbst sehr gerne Comics zeichnet, erzählt uns ihre eigene Geschichte und scheint sie für uns auch in den einzelnen Panels zeichnerisch festzuhalten. Am Ende des Buches findet sich auch „eigens gezeichneter Comic von Natalie, mit der die wundervolle Botschaft des „gesamten, großen Comics“ im Kern erfasst Und einfach perfekt auf den Punkt bringt.
In „nICHt genug“ geht es um die Protagonistin Natalie, die das Gefühl hat nicht genug zu sein, vor allem seit das neue Schuljahr begonnen und sie die Schule gewechselt hat. Doch „zum Glück“ hat sie noch ihre beste Freundin, die mit ihr auf dieselbe Schule wechselt. Doch es kommt alles anders als Natalie gedacht hat und auch ihre beste Freundin verhält sich nicht so wie sich eine beste Freundin eigentlich verhalten sollte. Sie stellt Natalie bloß, meidet sie und so muss Natalie sich nun ganz alleine der neuen Situation, der neuen Schule stellen und dabei so einige schwierige Situationen in der Schule durchstehen als auch mit sich selbst aus machen.
Der Comic greift dadurch ein sehr schwieriges Thema (Mobbing, Selbstzweifel, fehlendes Selbstbewusstsein) auf und schafft es trotz der Schwere diese verständlich, emotional und aus der Perspektive eines Kindes kindgerecht zu ermitteln und dabei alle Gefühle aufzugreifen. Nicht immer werden in meinen Augen die Gefühle von Natalie erklärt, teilweise bekommen ihre Gefühle und auch die angesprochenen schwierigen/bedrückenden Themen wenig Raum, aber dennoch werden sie verständlich durch Text und Bild dargestellt. Mir gefällt es, wie man als Leser*in miterleben kann, wie sich Natalie weiterentwickelt, wie sie von dem kleinen an sich selbst so stark zweifelnden Mädchen zu einem starken selbstbewussten Mädchen wird, dem klar wird, was wahre Freundschaft bedeutet und was es heißt an sich selbst und seine Stärken zu glauben.
Ich könnte mir vorstellen, dass dieser Comic aufgrund seines Erscheinungsbildes und aufgrund dessen, dass die Protagonistin weiblich ist, auch die meisten anderen Figuren weiblich sind und auch noch eine kleine Liebes- oder Verliebtheitsgeschichte enthalten ist, vielleicht eher Mädchen anspricht und sich diese als Zielgruppe ausgesucht hat. Aber auch Jungs können viel aus diesem Comic mitnehmen und auch für sie gilt die so zentrale und wichtige Botschaft des Comics „Ich bin genug und genau so richtig wie ich bin!“
Der verwendete Schreibstil, die Worte und Satzkomplexität sind ebenso absolut kindgerecht und passen sehr gut zur Geschichte, zu Natalie selbst und sorgen dafür, dass dieser Comic von seiner Schriftlichkeit her selbst für Erstleser*innen geeignet und für Lesemuffel oder Leser*innen mit Schwierigkeiten, denn die Sätze/Texte/Leseanteile sind recht kurz und theoretisch könnte man sich die Geschichte auch allein anhand der Panels/Illustrationen erschließen. Aufgrund er Thematik und auch der Schreibweise ausschließlich mit Großbuchstaben, würde ich den Comic dennoch eher für etwas geübtere Leser*innen empfehlen bzw. für Kinder ab etwa 8 Jahren.
Auch wenn der Comic mich optisch nicht so richtig umreißen konnte, finde ich denn noch die Geschichte und auch die Botschaft großartig. Ich bin mir sicher, dass ich diesen Comic genau deswegen noch oft weiterempfehlen werde. Von meiner Seite aus gibt es also definitiv eine ganz klare Leseempfehlung, die sowohl für Kinder gilt, die Schwierigkeiten in der Schule haben, gemobbt werden und oder Schwierigkeiten mit ihrem Selbstwertgefühl und der Selbstakzeptanz haben, als auch für Erwachsene, die in ihrer Kindheit so etwas selbst erfahren haben oder ein Kind kennen dem es so geht. Ich finde das Buch hilft dabei die durch diese negativen Dinge entstehenden Emotionen zu verstehen, zu verarbeiten und damit anzufangen sich selbst wert zu schätzen und genauso zu akzeptieren, wie man ist.
Ich wünsche allen Leser*innen viel Spaß beim Lesen und denkt dran, so wie ihr seid, seid ihr großartig!