Durch die Nasenspitzen

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constanze_pachner Avatar

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'Die junge Drehbuchautorin Leila hat ihren ersten Vertrag bei einer großen Produktionsfirma unterschrieben. Ihre mäßig gelingende Schreibroutine kopensiert sie mit Nächten in Eckkneipen und auf Dinnerparties, die sie insgeheim langweilen.' (Klappentext)

Die Erzählerin Leila entpuppt sich als eine außerordentlich gute Beobachterin der Gesten sowie der äußerlichen Erscheinungen. Diese Begabung darf sie dank der Autorin #norahaddada den Lerser*innen mit einem sinnspielenden Sprachvolumen nahe bringen. Besonders der Geruch hat es Leila angetan - sie erwürgt die blendende Schönheit der Pflanzen, um all ihre bezirzenden Düfte verströmen zu können.

"...kleine dicke Creolen, steif auf edel geschwungenen Ohren. Der rechte Arm fuhr zu einer herzlichen Begrüßung aus, und dann tatsächlich - Küsschen links, Küsschen rechts, wobei sich erdiger, mit einer weichen, süßen Note versetzter Duft ausbreitete, ebenso einschüchternd wie verführerisch." (S.28)

Teilweise verschwindet die Narration in der Belanglosigkeit, die ein gewisses Genervtsein auslöst, in dem man sich fragt, wozu das alles, was will mir hier eigentlich gesagt werden? Vielleicht soll aber genau dies ein Mittel sein, um die Langeweile zum Ausdruck zu bringen mit der sich Leila in der Welt der Kulturschaffenden konfrontiert sieht, und sie in eine Tristesse führt, in der sie mit unzähligen Fliegen haust. Man weiß es nicht! Man weiß nur, dass sie sich dem Summen der Fliegen nicht stellt, sondern bis zum grande final ihre Chancen im Suff ertränkt.

Wie ein Trupp an einem Abend im Suff schneidet auch die Autorin auf nur 234 Seiten palavernd zu viele Themen an - sie vergisst, dass es für ein Frei sein notwendig ist, sich zu entscheiden. So bleibt der Debütroman #nichtsindenpflanzen schwer an Ballast, da ist kein roter Faden, der ihn schweben lässt - auch wenn die Geschichte gut ist, in die Absurditäten unseres Zeitgeistes blickt und bewegend sinnierende Szenen über das Schreiben präsentiert.
Vielleicht ist ja auch gerade das Fehlen eines roten Fadens ein stilistisches Sinnbild für unsere jetzige Zeit?

Liebsten Dank an den @eccoverlag
für das #rezensionsexemplar