Einblicke in eine substanzlose Welt
Nora Haddada hat in der Welt der Bücher bisher noch nicht auf sich aufmerksam gemacht, veröffentlichte aber Artikel in der BELLA triste sowie im Missy Magazin und arbeitete als Drehbuchautorin. Nun hat sie mit gerade mal Mitte Zwanzig (geb. 1998) ihr beeindruckendes Romandebüt Nichts in den Pflanzen vorgelegt.
Darin geht es um die Ich-Erzählerin Leila Amari, die zu Beginn der Handlung ihren ersten großen Vertrag als Drehbuchautorin unterschreibt. Der Schreibprozess gestaltet sich kompliziert, Leila wird immer wieder von Schreibblockaden geplagt. Sie verbringt letztlich mehr Zeit in Kneipen und auf Dinnerpartys in der Gesellschaft anderer Kulturschaffender, sieht sich selbst aber immer gewissermaßen über den Dingen schweben, gelangweilt von den Erfolgsgeschichten der vielen Leons, Ludwigs, Lauras und Lisas. Einer dieser Leons ist ihr beruflich erfolgsverwöhnter Freund, durch den sie überhaupt erst ihren Autorinnenvertrag bekommt und zu dem sie eine sehr ambivalente Beziehung führt. Einerseits liebt Leila ihn über alles, andererseits muss sie ihm immer wieder großes Leid zufügen, um ihre Schreibblockaden zumindest temporär zu überwinden. Dann wäre da noch Aischa, in der sie eine große Konkurrentin auf beruflicher und auf Beziehungsebene sieht.
Nichts in den Pflanzen ist ein rasant erzählter und phasenweise auch anstrengender Roman, der mit einer authentisch jungen Sprache überzeugt. Radikal ehrlich beschreibt Leila die sie umgebenden Menschen in einer Blase, die einen vor lauter Oberflächlichkeit stets ein bisschen anekelt. Die Erzählerin beschreibt eindrücklich die leeren Menschenhüllen, von denen sie umgeben ist. Die Leute leben hauptsächlich vom Interesse an sich selbst und merken gar nicht, wie uninteressant sie sind. Leila fügt sich hier gut ein, auch wenn sie das selbst sicherlich anders sähe. Die Geschichte spielt abwechselnd auf zwei Zeitebenden, die sich bis zum Ende immer weiter annähern, was die Handlung durchweg abwechslungsreich und spannend gestaltet.
Die Namen der Personen beginnen alle mit A oder mit L. Während die Ls durchweg wirken, wie die überprivilegierten rich kids, die man in Filmemacherkreisen auch vermuten würde, scheinen es die As schwerer zu haben. Beim Lesen des Romanes drängt sich das Bild auf, die Ls seien die weißen, denen keine Steine in den Weg gelegt werden und die alle, in dem was sie tun, mehr oder weniger erfolgreich sind, dafür aber auch ziemlich charakterlos bis -schwach erscheinen. Demgegenüber stehen die As (die PoC?), die authentischer wirken und den Eindruck vermitteln, sich ihren Weg erkämpfen zu müssen. Dass die Erzählerin sowohl L als auch A ist (Leila Amari), kommt dann wie ein sehr offensichtlicher Schachzug und ein bisschen billig daher, aber wenn ich über Alternativen nachdenke, fällt mir hier auch nichts Vielversprechenderes ein.
Insgesamt hat mir der Roman sehr gut gefallen und ich bin gespannt, wie das Debüt in der öffentlichen Wahrnehmung abschneidet und ob sich hier vielleicht eine neue, radikal ehrliche Stimme ihren Platz im deutschen Literaturbetrieb gesichert hat.
Darin geht es um die Ich-Erzählerin Leila Amari, die zu Beginn der Handlung ihren ersten großen Vertrag als Drehbuchautorin unterschreibt. Der Schreibprozess gestaltet sich kompliziert, Leila wird immer wieder von Schreibblockaden geplagt. Sie verbringt letztlich mehr Zeit in Kneipen und auf Dinnerpartys in der Gesellschaft anderer Kulturschaffender, sieht sich selbst aber immer gewissermaßen über den Dingen schweben, gelangweilt von den Erfolgsgeschichten der vielen Leons, Ludwigs, Lauras und Lisas. Einer dieser Leons ist ihr beruflich erfolgsverwöhnter Freund, durch den sie überhaupt erst ihren Autorinnenvertrag bekommt und zu dem sie eine sehr ambivalente Beziehung führt. Einerseits liebt Leila ihn über alles, andererseits muss sie ihm immer wieder großes Leid zufügen, um ihre Schreibblockaden zumindest temporär zu überwinden. Dann wäre da noch Aischa, in der sie eine große Konkurrentin auf beruflicher und auf Beziehungsebene sieht.
Nichts in den Pflanzen ist ein rasant erzählter und phasenweise auch anstrengender Roman, der mit einer authentisch jungen Sprache überzeugt. Radikal ehrlich beschreibt Leila die sie umgebenden Menschen in einer Blase, die einen vor lauter Oberflächlichkeit stets ein bisschen anekelt. Die Erzählerin beschreibt eindrücklich die leeren Menschenhüllen, von denen sie umgeben ist. Die Leute leben hauptsächlich vom Interesse an sich selbst und merken gar nicht, wie uninteressant sie sind. Leila fügt sich hier gut ein, auch wenn sie das selbst sicherlich anders sähe. Die Geschichte spielt abwechselnd auf zwei Zeitebenden, die sich bis zum Ende immer weiter annähern, was die Handlung durchweg abwechslungsreich und spannend gestaltet.
Die Namen der Personen beginnen alle mit A oder mit L. Während die Ls durchweg wirken, wie die überprivilegierten rich kids, die man in Filmemacherkreisen auch vermuten würde, scheinen es die As schwerer zu haben. Beim Lesen des Romanes drängt sich das Bild auf, die Ls seien die weißen, denen keine Steine in den Weg gelegt werden und die alle, in dem was sie tun, mehr oder weniger erfolgreich sind, dafür aber auch ziemlich charakterlos bis -schwach erscheinen. Demgegenüber stehen die As (die PoC?), die authentischer wirken und den Eindruck vermitteln, sich ihren Weg erkämpfen zu müssen. Dass die Erzählerin sowohl L als auch A ist (Leila Amari), kommt dann wie ein sehr offensichtlicher Schachzug und ein bisschen billig daher, aber wenn ich über Alternativen nachdenke, fällt mir hier auch nichts Vielversprechenderes ein.
Insgesamt hat mir der Roman sehr gut gefallen und ich bin gespannt, wie das Debüt in der öffentlichen Wahrnehmung abschneidet und ob sich hier vielleicht eine neue, radikal ehrliche Stimme ihren Platz im deutschen Literaturbetrieb gesichert hat.