Ungewöhnlich!

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buchwoerter Avatar

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NICHTS IN DEN PFLANZEN

"Verliebtheit ist ein merkwürdiger Zustand, den man gezielt und selbstwirksam anleiert, um schließlich trotzdem überrascht zu sein, wenn er mit voller Wucht über einen hinwegfegt und das ohnehin mittelmäßige Wahrnehmungsspektrum des Menschen auf genau einen Teil reduziert." (S. 43)

I N H A L T:
Die junge Drehbuchautorin Leila hat ihren ersten Vertrag bei einer großen Produktionsfirma unterschrieben. Ihre tägliche und mäßig gelingende Schreibroutine kompensiert sie mit Nächten in Eckkneipen und auf Dinnerparties, die sie insgeheim langweilen. Man hält sich gegenseitig mit Erfolgsgeschichten am Leben — doch wie überlebt man wirklich?Ausgerechnet Leilas Erzfeindin Aischa schreibt auch gerade an einem Drehbuch und wird zu einer ernsthaften Konkurrenz. Und dann stellt Leila auch noch fest, dass ihre nicht ganz öffentliche Affäre Leon zur wichtigsten Inspirationsquelle für ihr Schreiben geworden ist.

M E I N U N G:
Was für ein ungewöhnliches Buch! Ein Abtauchen in einer mir völlig unbekannten Welt: die Medienbranche. Glamourös, Konkurrenzdenken und sehr viel Alkohol. Leila ist in dieser Medienbranche gefangen: sie ist jung, kreativ und gilt als Ausnahmetalent. Jetzt muss sie nur noch endlich ihr Drehbuch beenden, um durchzustarten. Mit Leila erschafft Haddada eine Antiheldin. Auf weiten Teilen ist mir Leila äußerst unsympathisch, ihr Handeln lässt sich nicht immer für mich nachvollziehen und ihre Entscheidungen sind fragwürdig. Leila gibt allen anderen die Schuld für ihre Schreibblockade. Ursache ist sie selbst. Ihre Prokrastination endet in Partys, Beziehungen und selbstherbeigeführte Konflikte. Eingebildete schwarze Fliegen tummeln sich vor ihrem Laptop, ihr Verhalten wirkt depressiv fast manisch. Haddadas Roman lässt sich leicht lesen. Die junge Drehbuchautorin bleibt mir über weite Teile fremd, was vielleicht an ihre Abgebrühtheit liegt. Denn einen richtigen Einblick in ihre Gedankenwelt gibt sie einen nicht.Die vielen menschliche Hüllen mit "L"-Namen, die Belanglosigkeit der Medienbranche und der Druck auf Autor:innen sind eindrucksvoll. Definitiv möchte ich nicht mit Leila tauschen.

Ein moderner Roman mit ungewöhnlichem Inhalt: eine junge, teils überforderte Drehbuchautorin inmitten der Scheinwelt der Medienbranche, die an ihre persönlichen Grenzen gerät. Ein gutes Buch, welches mich jedoch nicht vollends überzeugen konnte.