Herzallerliebst

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Zum Inhalt:
Die Deutsche Lena, die zusammen mit ihrer Freundin Francesca in deren Elternhaus auf Sizilien eine Sprachschule eröffnen will, mistet aus und findet dabei einen alten Film, welcher ein sehr verliebtes deutsch-italienisches Pärchen zum Thema hat. Kurzerhand macht sie die Frau ausfindig: Moni, inzwischen vom untreuen Ehemann verwitwet, wohnt in Augsburg in einer Seniorenresidenz und trauert dem totgeglaubten Vincenzo hinterher. Dieser ist nach Aussage einer Sizilianerin jedoch quicklebendig und so macht sich Moni gemeinsam mit Enkel Jan nach Taormina auf, dicht gefolgt von Tochter Tanja, um nicht nur Vincenzo zur Rede zu stellen, sondern auch den Umbau der Sprachschule gegen alle Widrigkeiten und die Mafia durchzusetzen.

Mein Eindruck:
Tessa Hennig ist ein wunderbares Märchen moderner Bauart gelungen, bei dem das Gute siegt und die Paare sich zum allseitigen Happyend in den Armen liegen. So weit so gut, doch bei diesem Buch ist der Weg das Ziel, - und dieser Weg ist zwar nicht unbedingt mit Steinen, aber doch einigen Kieseln gepflastert. Und da es sich um unschuldige Sommerlektüre handelt, hofft die Leserschaft, aber sie bangt nicht. Das ist jedoch auch gar nicht nötig, - dafür amüsiert man sich auf das Trefflichste. Ein schöner Schreibstil, der farbenfroh, aber nicht zu ausufernd schildert, eine Charakterzeichnung, die tief genug geht, um interessant zu sein aber nicht zu tiefenpsychologisch wird und über allem scheint die südliche Sonne und raucht der Ätna ein paar Wölkchen. Trotzdem gab es ein paar Stellen, die einem gegen den Strich gehen, da die Autorin ihre Figuren eigentlich anders angelegt hat: Eine erst 67jährige Moni, die resolut ist und alle Sinne beisammen und keine körperlichen Probleme hat, lässt sich nicht in eine Seniorenresidenz abschieben, eine junge, aufgeklärte Lena macht sich garantiert keine Gedanken über die Homosexualität eines älteren Herren und Tanja würde sich bestimmt nicht ausgerechnet dann immer wieder an ihre pummelige Figur erinnern, wenn ein Mann sie -manchmal sogar buchstäblich - auf Händen trägt. Doch da der Rest der Geschichte einen immer wieder zum Schmunzeln bringt, sind diese Kleinigkeiten nicht der Rede wert und die Seiten fliegen nur so dahin.

Mein Fazit:
Es klebe der Zuckerguss – und wenn er nicht gegessen wurde, klebt er noch heute