Sehnsucht

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vanimie Avatar

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Das Cover passt zum Titel, eine Sonnenblume verdeckt eine scheinbar traurige Frau.
Der Text vermittelt von Beginn an eine intensive, atmosphärische Stimmung: Alma, die im Prolog am Bahnhof eine innige Begegnung zwischen Mutter und Tochter beobachtet, wird von tiefer Sehnsucht und Trauer überrollt – ein stiller, eindringlicher Auftakt. Danach führen die Kapitel in die frühen 1980er Jahre und in die Leben von Marie und Gabriele. Marie ist ein junges Mädchen, das aus einer lieblosen Kindheit nach Westberlin geflohen ist, dort in die schillernde, zugleich raue Szenerie eintaucht und sich in Leonard verliebt. Die Beziehung zu ihm ist zart und voller unsicherer Hoffnung, doch Maries Vergangenheit, eine traumatische Erfahrung und schließlich ihre ungewollte Schwangerschaft holen sie ein und stellen auch sie vor eine überwältigende Einsamkeit, die schon bei Alma angedeutet wurde. Parallel dazu begegnet man Gabriele, einer Kinderkrankenschwester, die den Tod ihres Babys und eine zerbrochene Ehe mit stoischer Stille mit sich trägt und in ihrer Arbeit Zuflucht findet.

Der erste Eindruck ist, dass der Roman feinfühlig und emotional stark geschrieben ist. Die Autorin zeichnet die Figuren mit großer psychologischer Tiefe, ihre Verletzlichkeit ist greifbar, und jede Szene wirkt nah und eindringlich. Die Atmosphäre der 1980er-Jahre in Berlin ist lebendig und gleichzeitig von einem Unterton der Melancholie durchzogen. Es entsteht das Bild einer berührenden, vielschichtigen Geschichte über Mutterschaft, Verlust, Einsamkeit und das Ringen um einen Platz im Leben.
Liest sich nach einem spannenden, melancholischen Buch bei dem man sich ein Happy End erhofft.