2⭐️

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néeastern Avatar

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Niemands Töchter widmet sich großen, zeitlosen Fragen: Identität, Herkunft und den stillen Verletzungen, die sich durch Familien ziehen. Die Prämisse – zwei Frauen aus unterschiedlichen Generationen, verbunden durch Schweigen, Verlust und eine verborgene Wahrheit – ist vielversprechend und emotional aufgeladen.

Besonders Almas Geschichte in den Achtzigerjahren besitzt eine leise Melancholie. Das Gefühl des Fremdseins in der eigenen Familie, das unausgesprochene Geheimnis, das zwischen den Erwachsenen hängt, wird sensibel angedeutet. Auch Isabells Perspektive greift ein relevantes Thema auf: die Leerstelle einer abwesenden Mutter und deren Nachwirkungen bis ins Erwachsenenleben.

Trotz dieser starken Ansätze bleibt der Roman insgesamt hinter seinem Potenzial zurück. Die Figuren wirken stellenweise zu schematisch, ihre inneren Konflikte werden eher erklärt als spürbar gemacht. Die Verbindung zwischen Alma und Isabell entfaltet nicht die emotionale Wucht, die sie verspricht, sondern wirkt konstruiert und vorhersehbar. Viele Motive – Schweigen, Polaroids, verlorene Träume – sind zwar stimmungsvoll, bleiben aber symbolisch an der Oberfläche.

Sprachlich ist der Roman ruhig und zugänglich, jedoch oft zu glatt, um wirklich zu berühren. Die großen Themen werden angerissen, aber selten vertieft; statt nachhaltiger emotionaler Wirkung entsteht eher ein sanftes, flüchtiges Leseerlebnis.

Fazit:
Ein sensibles Debüt mit relevanten Themen und einer schönen Grundidee, dem es jedoch an Tiefe, Komplexität und erzählerischer Kraft mangelt. Berührend gemeint, aber emotional nicht durchgehend überzeugend – daher 2 von 5 Sternen.