Nicht stimmig

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borgeli Avatar

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Nicht stimmig – das fängt schon mit dem Cover an. Mein erster Eindruck war sehr positiv. Das Erscheinungsbild des Buches hebt sich vom Durchschnitt ab. Die Farben, die Abbildung und besonders die hervorgehobene Schrift ergeben ein ansprechendes Gesamtbild. Aber wenn man in der Geschichte drin ist erkennt man gleich die Abweichung: Es spielt in dem Haus inmitten eines gewaltigen Schneesturms, während das Cover in sattem Grün dargestellt ist.

Der Anfang war vielversprechend. Auf der einen Seite erleben wir die Familie von Sandy und Ben mit ihrer 15-jährigen Tochter Ivy. Auf der anderen Seite die geplante Flucht der beiden Häftlinge Nick und Harlan. Dem Leser ist klar, dass die beiden Ereignisse sich aufeinander zu bewegen. Schon der Klappentext verrät, das die beiden Ausbrecher in das Haus der Familie eindringen, zunächst mit dem Plan, sich dort gut auszustatten und ihre Flucht durch die winterliche Natur fortzusetzen.
Doch ab dem Eindringen der Häftlinge in das Haus wird alles sehr langatmig. Wohl um Spannung zu erzeugen wird gerne beschrieben, dass eine der Frauen sich zu Tode erschreckt oder erstarrt, obwohl es nicht direkt zur Handlung passt. Einfach zu theatralisch. Die Handlungweise und Aussagen aller Beteiligten wirkten auf mich oft unlogisch oder unpassend. Ein Beispiel: der Anblick von blutgefärbtem Schnee unter dem gerade zwei Leichen begraben wurden mutet für die Tochter an wie ein Disneyfilm mit Beschreibungen wie “durch eine gute Fee zauberhaft rosa geworden” oder “Ivy kam sich vor wie in einer Eiscremewelt”.
Nach 300-400 Seiten hat man als Leser gefühlt schon Tage dieser Geiselnahme miterlebt, aber es spielt sich immer noch in der Nacht ab, in der die beiden Häftlinge nach dem Abendessen ins Haus eingedrungen sind.

Begleitend gab es Kapitel, die die Kindheit Nicks beschreiben. Bei vielen Mitlesern der Leserunde waren diese der interessanteste Teil des Buches. Tatsächlich gab es Erklärungen, wie Nick zu diesem Menschen bzw. Unmenschen geworden ist. Für mich waren diese Kapitel eher schwer zu ertragen. Barbara, eine vollkommen gestörte Mutter die ihren Liebling Nicky anhimmelt und alle Brutalitäten und Gemeinheiten vertuscht und ignoriert.

Nicht stimmig auch für mich das Ende. Die Handlungen bleiben unverständlich und konnten für mich die Geschichte nicht mehr auf einen guten Weg bringen. Das Buch war gut zu lesen aber der Inhalt hat mich nicht überzeugt.