Gegen das Schicksal

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sternchenblau Avatar

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Hier hatte ich richtig Spaß beim Lesen und bin nur so durch die Seiten geflogen. Romantasy und ich ist jetzt kein „Match Made in Heaven“. Genauso wenig wie Love Triangles. Beides langweilt mich meist zu schnell. Bei diesem Buch ich allerdings schon schon bei Reinlesen gepackt. Wird sind gleich inmitten des Geschehens und die Grundkonstellation wird eindringlich geschildert. Durch eine Prophezeiung ist Fei dem Prinzen Siwang versprochen, aber Fei hadert deutlich mit ihrem Schicksal „die Kaiserin aller Kaiserinnen“ zu werden.

Der Hauptplot ist tatsächlich dieser Teil, wie Fei einen Weg findet, dieses Schicksal zu negieren. Mir gefällt die Welt und die Sprache Changs in der Übersetzung von Julia Schwenk und Kira Wolf-Marz.

Siwangs Freundlichkeit hat von Anfang an deutlich Schattenseiten, gleichzeitig werden die so klar problematisiert, dass mir nicht die „Bad Boy“-Galle hochkam. Auch im späteren Verlauf kann Fei nicht aus ihrer Haut, wie nahe sie Siwang über die Kindheit und Jugend ist, aber sie sieht seinen Machtmissbrauch durchaus. Die Entscheidung sich diesem Schicksal zu widersetzen, kommt unabhängig von Love Interest 2: Yexue, eine Art adlige Geisel, den sie beim Versuch aus dem Schlamassel zu entkommen bei dessen eigener Flucht überrascht, ist mehr mit ihrem Weg verknüpft, als sie denkt, aber er ist nicht Motor für ihre Entscheidungen. Yexue greift später Siwangs Königreicht an, wird von der kaiserlichen Propaganda als Monster geschildert, aber auch hier dreht sich der Blickwinkel immer wieder.

Für das Love Triangle haben wir also nicht den netten Kerl von nebenan gegen den schlimmen Jungen, sondern zwei mindestens graue Charaktere – und das erfrischende ist, dass Fei das so deutlich reflektiert. Ganz raus aus den Abhängigkeiten und toxischen Erwartungen der Herren kommt Fei dennoch nicht. Aber vielleicht lässt sie ja im folgenden Band das alles hinter sich.

Aber mir gefällt, wie sie sich ein eigenes Leben erarbeitet, wie sie dabei von ihrer Familie unterstützt wird, wie sie Schritte unternimmt, die zu schützen, die sie liebt. Und sie hinterfragt die Dynamik des Kriege, die generellen Fragen von Macht und Herrschaft, warum die Kaiser und Prinzen über Frauen und Menschen im Allgemeinen entscheiden dürfen. Hier geht Chang zwar nicht in die Tiefe, erzählet aber explizite Machtkritik, was ich sehr erfrischend fand.

Das alles habe ich mit Spannung gelesen. Das Buch konzentriert sich sehr auf die drei Hauptcharaktere. Die Nebenfiguren bleiben allerdings eher eindimensional, daher gerät gerade Feis Zeit als Soldat etwas flach, sonst hätte ich wohl 4,5 Sterne vergeben und aufgerundet. Chang schreibt hier ihren ersten expliziten Jugendroman, der sich aber auch noch für mich als Erwachsene gut wegliest.

Diesen Auftakt habe ich mit Vergnügen gelesen und ich freue mich, wie es im 2. Band weitergeht. Die explizite Machtkritik gefiel mir besonders gut, ebenso wie die grauen Charaktere der Love Interests im Liebesdreieck, aber bei den Nebenfiguren fehlte Tiefe und dadurch auch einigen Passagen. 4 von 5 Sternen.