Mitten ins Herz

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marcello Avatar

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"Nightingale Way" handelt von Grace Farquhar, die aus einem reichen, aber lieblosen Elternhaus stammt. Um den Dämonen ihrer Kindheit zu entkommen verlässt sie London und zieht nach Edinburgh, wo sie fortan ein angenehmes Leben als freiberufliche Redakteurin, mit guten Freunden, die ihre Familie werden und in einer schönen, gemütlichen Wohnung verbringt. Doch dann zieht Logan MacLeod in die Wohnung neben sie und raubt ihr jeden Nerv. Mit ihm gibt es nur Party und jede Menge lautstarken Damenbesuch. Grace und Logan geraten immer aneinander, doch dann erfährt er eine Neuigkeit, die die beiden unerwartet zusammenschweißt und Grace an ihrer bisherigen Meinung über den unverschämt gutaussehenden Nachbarn zweifeln lässt.
Zu wissen, dass dieser Band der letzte in einer tollen Edinburgh-Love-Stories-Serie ist, hat das Lesen nicht unbedingt einfach gemacht, aber ich habe diesen Gedanken beiseite gelegt und auch "Nightingale Way" ohne melancholische Gedanken, dass das nun das Ende ist gelesen. Und tatsächlich auch der letzte Band kann nochmal überzeugen und bildet somit einen sehr gelungenen Abschluss.
Natürlich ist die Grundstruktur wie immer dieselbe, natürlich tauchen die alten Paare nicht gerade wenig auf und dennoch konnte mich "Nightingale Way" überraschen. Allem voran mit der Protagonistin Grace, die sich nochmal schwupps zu meiner Lieblingsfigur auf weiblicher Seite entwickelt hat. Sie war mit ihren 28 Jahren einfach Frau. Ihre einfühlsame, irgendwie schüchterne, verständisvolle und auch humorvolle Persönlichkeit konnte mich einfach nicht kalt lassen. Sie ist bis zum Schluss eine eigenständige Person geblieben, die die Geschichte problemlos mitreißen konnte und dabei stets absolut glaubwürdig bliebt. Der aus "Scotland Street" bereits bekannte Logan war auch nicht schlecht, aber er stand doch irgendwie etwas in Graces Schatten.
Die noch größere Überraschung war jedoch die Erzählstruktur, die Young diesmal gewählt hat. Normalerweise kommt das Pärchen an einem bestimmten Punkt zusammen, ist kurz glücklich, dann kommt Drama und am Ende die große Versöhnung. Hier jedoch kam das Drama relativ früh und für mich in einer vollkommen überraschenden Wendung. Zunächst war ich etwas skeptisch, aber es hat sich als die richtige Entscheidung entpuppt. Denn so hat sich die Beziehung von Logan und Grace ganz abseits des Sexuellen zunächst entwickelt, und das auf eine so gefühlvolle und reale Weise, das man einfach nur von den beiden überzeugt sein konnte. Die sexuelle Chemie zwischen den beiden war dann als Nebeneffekt auch nicht schlecht, es war aber einfach nicht der Hauptteil, so dass ihre Liebesgeschichte auf ein anderes Niveau gehoben wurde.
Auch die Entwicklung der beiden als Einzelpersonen und schließlich als Paar war naürlich mit Drama gepickt, aber ebenfalls mit einer der realistischen Aspekte der ganzen Serie. Jeder der beiden hatte mit seinen eigenen Dämonen zu kämpfen und das hat sich auf ihr Verhalten ausgewirkt, aber so überzeugend und glaubwürdig, dass man ihre Handlungen als Leser bereits selbst voraussehen konnte.
Damit bleibt mir nur zu sagen, dass "Nightingale Way" einen sehr überzeugenden Abschluss bildet. Vor allem einen sehr erwachsenen Abschied, denn Grace und Logan wirkten reifer und konnten auf ihre ganze eigene Weise überzeugen. Vielen lieben Dank, Samantha Young, für diese tolle Reihe, die mir viele schöne Lesestunden beschert hat!

Zusatz: Der Epilog war für jeden Fan natürlich das Tüpfelchen auf dem I, dafür gibts dann auch nochmal 5 Sterne und nochmal und nochmal...