Zwischen Negronis und Selbstzweifeln: Ein Muss für sad Millennials

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Rezension: No Hard Feelings von Geneviève Novak

Geneviève Novak liefert mit No Hard Feelings ein Buch, das eine absolute Realitätsschelle für alle zwischen 20 und 30 ist. Penny, die Protagonistin, fühlt sich wie ein Spiegel unserer Generation: hungover, underpaid und overwhelmed. Das Leben zwischen toxischen Beziehungen, schlecht bezahlten Jobs und der allgegenwärtigen Vergleichs-Kultur in den sozialen Medien hat sie völlig im Griff – und wer kennt das nicht?

Worum geht es?
Penny ist irgendwo zwischen einem Leben, das sie haben möchte, und einem Leben, das sie gerade noch so meistert, gefangen. Ihre Freundinnen scheinen alles im Griff zu haben: Annie wird Partnerin in einer Kanzlei, Bec plant ihre Hochzeit, und Leo stürzt sich ohne Sorgen ins Partyleben. Penny dagegen hängt in einer „Situationship“ mit Max, einem On-Off-Freund, der selten zurückruft, während sie gleichzeitig mit einer tyrannischen Chefin und ihren eigenen Panikattacken zu kämpfen hat. Sie nimmt sich immer wieder vor, ihr Leben in den Griff zu bekommen, doch dann endet sie wieder auf Instagram oder mit einem Negroni in der Hand, während die Selbstkritik immer lauter wird.

Das Buch fängt so viel ein, was das Leben in den Zwanzigern (und frühen Dreißigern) ausmacht: Unsicherheit, toxische Beziehungen, die Abhängigkeit von Bestätigung und der ständige Druck, alles auf die Reihe zu bekommen. Novak gelingt es, Pennys Struggle so authentisch darzustellen, dass man sich unweigerlich fragt: „Liest sie mein Tagebuch?“

No Hard Feelings ist DAS Buch für alle „sad Millennials“. Es ist ehrlich, ungeschönt und trifft einen mitten ins Herz. Obwohl ich nicht in allen Punkten mit Penny übereinstimme, gab es so viele Momente, in denen ich dachte: „Das könnte ich sein.“ Diese Identifikationskraft macht das Buch so besonders. Es ist unglaublich relatable, sei es durch die Beschreibung von toxischen Beziehungen, dem Versuch, gesellschaftlichen Erwartungen gerecht zu werden, oder dem ewigen Aufschieben der „großen Lebensveränderung“.

Die Atmosphäre ist durchzogen von einer Mischung aus Selbstironie und bittersüßer Melancholie. Zwischen Negronis, Espresso Martinis und Partys, die mehr Kater als Spaß hinterlassen, spürt man den unaufhörlichen Druck, den unsere Generation sich selbst macht – und wie sehr wir uns manchmal selbst im Weg stehen. Penny ist dabei alles andere als perfekt. Sie trifft Entscheidungen, die man ihr am liebsten ausreden würde, und stolpert immer wieder über die gleichen Steine. Aber genau das macht sie so menschlich.

Was hätte besser sein können? Der Schreibstil ist solide, aber kein Highlight. Das Buch lebt weniger von der sprachlichen Eleganz als vielmehr von seinem Inhalt. Novak schafft es, ein realistisches und schonungsloses Bild unserer Generation zu zeichnen, aber sprachlich bleibt es eher schlicht. Trotzdem: Die Authentizität der Geschichte macht diesen Punkt mehr als wett.

No Hard Feelings ist ein ehrliches, berührendes und manchmal schmerzhaft nachvollziehbares Buch, das viele Leser:innen in ihrer aktuellen Lebenssituation abholen wird. Für alle, die sich zwischen toxischen Beziehungen, der Unsicherheit des Arbeitslebens und dem Wunsch nach „mehr“ im Leben wiederfinden, ist dieses Buch eine absolute Empfehlung.

4,5 von 5 Sternen – Ein Muss für alle sad Millennials!