Ernährungstips für Kochmuffel im Zeitstress

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Das Jahr hat gerade angefangen, und die üblichen Vorsätze warten darauf, in die Tat umgesetzt zu werden: Mehr Sport treiben. Gesünder ernähren. Und im Zuge des Ganzen hoffentlich auch das eine oder andere Kilo verlieren - gerne auf Nimmerwiedersehen. Kann "No time to eat" der Podcasterin Sarah Tschernigow dabei helfen?

Vorneweg: Wer auf gesunde, kaloriensparende Rezepte hofft, womöglich mit apettitanregenden und motivierenden Fotos, dürfte enttäuscht sein. Mit ihrem Plädoyer für clean eating reiht sich die Autorin auch nicht in die Reihe der Mama-Bloggerinnen ein, die in ihrem nachhaltig-schönen Heim zwischen Kindern, Haus und Garten noch viel Zeit für hübsch fotografierte vegane Gerichte aus eigenem Anbau oder zumindest vom Biobauernhof haben.

Nee, der Titel ist Programm. Es gibt schließlich viele Menschen, denen fehlt nach einem langen Arbeitstag mit Pendelzeiten und Ortswechseln, mit einem unregelmäßigen Arbeitsrhythmus schlicht die Zeit, gründlich nach den gesunden, saisonalen und regionalen Lebensmitteln auf dem Bauernmarkt oder gar aus dem eigenen Gartenanbau zurück zu greifen. Es bleibt dann doch beim schnellen Gang in den nächsten Supermarkt oder Discounter, dem Bäcker im Bahnhof und ähnlichen schnellen Zugängen zum Essen. Keine Zeit zum Essen, und häufig auch keine Zeit (oder Lust?) zum Kochen.

Eine kulinarische Offenbarung bleibt denn auch eher aus. Die Podcasterin ist wohl auch eher ein Ernährungscoach für jene Millenials, die mit Herd und Ofen nicht mehr viel anzufangen wissen oder das nicht für ausreichend hip halten. In den Ausführungen zum clean eating auf die Schnelle steckt denn auch nichts revolutionär Neues: Dass Kantinenessen häufig schwer ist, bei Restaurantbesuchen leicht die Kontrolle über die zu sich genommenen Kalorien auf der Strecke bleibt und zuckerhaltige Getränke eigentlich der garantierte Weg zu Hüftgold und unerwünschten Speckrollen sind, das dürfte mittlerweile auch der unbedarfteste Leser wissen.

Der Aufruf zum Nachdenken und Umschwenken auf einen gesünderen Ernährungsstil mit mehr Gemüse, mit viel Wasser und Tee, gesunden Proteinen usw ist verbunden mit Geschichten aus dem Leben der Autorin und der eigenen Efolgsgeschichte, aber auch dem Rückblick auf Essstörungen und mangelnde Selbstakzeptanz. Wenn da von Paprikasnacks, gekochten Eiern und Nussmischungen im zeitarmen Alltag die Rede ist, sind das durchaus nützliche Tipps, um den schweren Saucen der Kantine zu entgehen und sich sowohl kalorienarm als auch gesünder zu ernähren, aber mit Blick auf Nachhaltigkeit und Abfallvermeidung sind viele Tipps in meinen Augen denn doch eine zweischneidige Sache.

Empfehlen würde ich das Buch nur Kochmuffeln, die auch im Terminstress ein bißchen mehr auf ihre Ernährung achten wollen. Wer durchaus mit Lust kocht und isst - ja, das ist auch in relativ kurzer Zeit und gesund möglich! - dürfte sich mit "no time to eat" nicht wirklich angesprochen fühlen.