Für Vielbeschäftigte

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Sarah Tschernigow ist Journalistin, Ernährungsberaterin, Podcasterin und nun auch Autorin. Den gleichnamigen Podcast zu ihrem Debüt "No time to eat" verfolge ich schon seit einiger Zeit sehr gerne. Bei ihr geht es nicht darum, eine zwanghafte und temporäre Diät durchzuziehen, sondern vielmehr darum, dem eigenen Körper zwischen Terminen und To Dos dauerhaft etwas Gutes zu tun. Ihr geballtes WIssen findet sich nun in strukturierter Form in ihrem ersten Buch wieder.

Das Buch startet mit den Basics einer gesunden Ernährung und im Anfangsteil habe ich keine neuen und bahnbrechenden Erkenntnisse erhalten. Sarah Tschernigow führt kurz und prägnant vor Augen, warum Clean Eating der Schlüssel ist, warum es vollkommen egal ist, welchem Ernährungstrend man folgt, solange die Kalorienbilanz und der Nährstoffhaushalt stimmen, und warum Fertigessen Gift ist. Ich fand den Einführungsteil gut gemacht, denn Sarah Tschernigow bringt kurz und bündig auf den Punkt, was wir im stressigen Alltag gerne einmal verdrängen. Außerdem liefert sie wirklich konkrete Beispiele und hat häufig noch einen Tipp, wie sich schlechte Produkte reduzieren oder vermeiden (z.B. durch Ersatz) lassen. Eine hübsche einseitige Liste mit Basislebensmitteln und ihrer Kategorisierung (z.B. Eiweißquellen) ist kostenlos auf ihrer Homepage zu finden.

Den Kernteil des Buches macht der sogenannte 10-Punkte-Plan zur Integration gesunder Ernährung in den schnelllebigen Alltag aus. Der Name hat bei mir eher falsche Erwartungen geweckt, denn es wird mitnichten eine Schritt-für-Schritt-Anleitung geliefert. Vielmehr werden zehn verschiedene und voneinander weitestgehend unabhängige Handlungsanweisungen und Tipps aufgeführt, wobei immer wieder betont wird, dass nicht alle zehn Schritte auf einmal und vollständig umgesetzt werden können und sollen. Besonders gut fand ich hier die nützlichen Tipps und Rezepte zum Mealprep (also das Vorbereiten und Portionieren am Wochenende, sodass am Montagmorgen nur noch ein Behälter mit dem Mittagessen aus dem Kühlschrank gezogen werden muss). Auch für die Kantine und Restaurants werden Hinweise auf einigermaßen gesunde Mahlzeiten und lauernde Fallen gegeben, denn nicht immer ist es möglich, auf ein auswärtiges Essen zu verzichten oder Mealprep-Container mit sich herumzuschleppen.

Sehr positiv fand ich, dass Sarah Tschernigow Exkurse in Richtung Achtsamkeit und Selbstliebe macht. Die Autorin stellt zunächst klar, dass es bei ihr nicht um eine qualvolle Diät mit Endtermin geht, sondern eine dauerhafte Ernährungsumstellung das Ziel ist. Das kann nur dann gelingen, wenn wir uns aktiv mit unseren Gedanken, Gefühlen und Wünschen beschäftigen und achtsam und ehrlich mit unserem Essverhalten umgehen. Wer bei dem Wort Achtsamkeit direkt an Esoterik denkt, den kann ich beruhigen: Sarah Tschernigow beschreibt ganz logisch und pragmatisch, wie unsere täglichen, vielleicht auch unterbewusst getätigten Entscheidungen unseren Umgang mit Essen und dem eigenen Körper beeinflussen und wie wir diese nachhaltig zu unseren Gunsten verändern können. Gleichzeitig ist es wichtig, sich von den Gedanken anderer Menschen zu lösen und sich auf sich selbst und das eigene Wohlbefinden zu konzentrieren. Ohne etwas Achtsamkeit wird die beschriebene Ernährungsumstellung auf Dauer nicht möglich sein.

Interessant und wichtig waren auch die Einblicke in Sarah Tschernigows persönliche Geschichte. Das Buch enthält auch einen Hinweis auf (anonyme) Beratungsstellen. Essstörungen sollten im Kontext von Ernährungsratgebern meiner Meinung nach immer thematisiert werden, in diesem Buch fehlte mir lediglich noch eine Triggerwarnung zu Beginn des entsprechenden Kapitels.

Insgesamt gefällt mir das Buch "No time to eat" genau so gut wie Sarah Tschernigows gleichnamiger Podcast. Auch wenn für mich nicht alles neu war, werde ich viele nützliche Tipps und Rezepte mit in mein alltägliches Leben nehmen.