Gut gemeint heißt nicht nicht immer gut gemacht

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bücherlindwurm Avatar

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Die Idee des Buches gefällt mir. Scheitern doch die meisten Vorsätze, sich gesund zu ernähren, sobald man das Essen nicht in der eigenn Küche zubereitet. Ein Ratgeber, wie man unterwegs unter den verfügbaren Lebensmitteln das beste findet, macht also Sinn.
Leider ist die Umsetzung nicht sehr gut gelungen.
Es finden sich viele gute Ansätze, die nicht neu, aber sinnvoll sind. Fertiggerichte vermeiden, vor allem die mit vielen Zusätzen, sich selbst etwas mitnehmen statt vor Ort etwas zu kaufen, genug Wasser trinken, keine zuckrigen Getränke und so weiter.
Sobald es aber in die Tiefe geht, werden die Aussagen widersprüchlich oder schlicht falsch. Zum Beispiel führt sie an, dass ein Fruchtjoghurt auf 100 g 11,7 g Zucker enthält. Dann behauptet sie, dass also mit einem 200 g - Becher des Jogurts das von der WHO empfohlene Tagesmaximum von 25 g überschritten wäre und man fast 30 g Zucker gegessen hätte. 11,7 g X 2 sind aber 23,4 g, also klar unter 25 g. Mal kurz nachzurechnen war wohl zuviel verlangt, reicht ja, wenn es so etwa stimmt, oder wie?
Sie spricht im Buch von einer Liste mit Basislebensmitteln, von denen man immer etwas im Haus haben sollte, aber man bekommt die Liste nur, wenn man sich mit seiner Emailadresse auf ihrer Homepage anmeldet.
Mal erklärt sie ganz richtig, dass es auch gute Fettsorten gibt, dann gibt sie Tipps zur fast fettfreien Ernährung am Hotelbuffet.
Mein persönliches "Highlight" war die von ihr entwickelte "EKG Formel", nach der man angeblich ein optimales Mahl zusammenstellen kann. Der Link zur Formel läuft auf ihrer Homepage ins Leere. Im Buch ist ein Schema mit einem Teller, der 1/4 Eiweiß, 1/4 langkettige Kohlenhydrate und 1/2 Gemüse zeigt. Daneben ein Handy?, das das Wort Fett trägt. Offenbar ist ihr entfallen, dass Gemüse Proteine und Kohlenhydrate enthalten, obwohl sie das weiter vorne im Buch erwähnt hatte. Ihre Empfehlung, den halben Teller mit Gemüse zu füllen, klingt ganz gut. Dann listet sie Beispielmahlzeiten auf, von denen die ersten beiden gar kein Gemüse enthalten.
Sie weist kurz darauf hin, dass es schwerer ist, sich gesund zu ernähren, wenn die Menschen im Umfeld das nicht tun, hat aber bis auf eine allgemeine Durchhalteparole keinen Tipp, wie man damit umgeht.
Sie berichtet auch von ihren früheren Essstörungen. Verglichen damit ernährt sich jetzt tatsächlich gesünder, wenn sie tut, was in ihrem Buch steht. Manche Tipps klingen allerdings sinnlos bis absurd, wie sich ein! hartgekochtes Ei mitzunehmen, um nicht von einem ungesunden Buffet zu essen oder einen halben Tag zu fasten, wenn man nicht das gewünschte Essen zur Hand hat.

Im Gesamten habe ich den Eindruck, dass sie sich ihr Halbwissen in diversen Zeitschriftenartikeln und einigen populärwissenschaftlichen Büchern angelesen hat, ohne zu bemerken, dass ihr Werk keinen roten Faden hat und voller Widersprüche ist.

Wer sich bisher von Currywurst und Tiefkühlpizza mit Cola ernährt, kann sicher aus dem Buch ein paar sinnvolle Tipps mitnehmen. Wer sich aber schonmal auch nur ein bisschen mit gesunder Ernährung befasst hat, wird hier nichts Neues lernen.