Vom Leben in der Wüste und der Wüste im Leben

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violettera Avatar

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Das Cover zeigt nur Andeutungen, vorne unscharf das angeschnittene Porträt einer schönen jungen Frau, im Mittelfeld palmengesäumte Straßen, am Horizont verschwimmt die Skyline einer amerikanischen Stadt. Das scheint das Spannungsfeld anzudeuten, in dem der Roman spielt. Ein junger Assistenzarzt in einer Klinik in L.A., offenbar ein kontaktscheuer Eigenbrötler ohne Freundeskreis und familiäre Bindungen, wird von den harten Anforderungen seiner 14-Stunden-Tage in der Klinik ausgelaugt. Da erfährt er durch einen Anruf, dass seine alleinstehende Mutter plötzlich verstorben ist. Sie hinterlässt eine Hündin und ihr Haus in der Wüste von Nevada. Er fährt hin, und das Schicksal nimmt seinen Lauf … Hat man mit dem Lesen begonnen, fällt das Aufhören schwer, wie immer bei T.C. Boyle. Mit großer Präzision, Witz und scharfem Blick beschreibt er das Innenleben ebenso wie die meist prekären Lebensumstände seiner Protagonisten und versteht es meisterhaft Spannung aufzubauen. Wie nebenbei erfahren wir dabei viel über das gesellschaftliche Umfeld. Das ist kluge Unterhaltung, einfach lesenswert.