Zwischen Verlust und Verhängnis

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luisgehlert Avatar

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Die Leseprobe von No Way Home hat mich sofort in den Bann gezogen. Schon die ersten Seiten zeigen die Intensität und Wucht, mit der Boyle schreibt: nüchtern, manchmal fast kalt, dann wieder voller plötzlicher Emotionalität. Besonders eindrucksvoll ist die Szene, in der Terry während seines stressigen Klinikalltags vom Tod seiner Mutter erfährt – die Vermischung von professioneller Routine, medizinischem Handeln und der privaten Katastrophe erzeugt eine enorme Spannung.

Boyle versteht es, scheinbar alltägliche Situationen drastisch aufzuladen. Der Kontrast zwischen dem hektischen Krankenhaus, der Einsamkeit in der Wüste Nevadas und der Begegnung mit der rätselhaften Bethany schafft eine Atmosphäre, die gleichermaßen bedrückend wie verführerisch wirkt. Die Figuren erscheinen vielschichtig und ambivalent: Terry als rationaler, aber innerlich zerrissener Arzt, Bethany als impulsive und undurchsichtige Frau, und im Hintergrund die drohende Rivalität mit Jesse.

Beim Lesen entsteht ein beklemmendes Gefühl, weil man ahnt, dass die obsessive Dreiecksgeschichte in eine Katastrophe münden muss. Gleichzeitig spürt man die Faszination, die Boyle für menschliche Abgründe entwickelt. Seine Sprache ist klar und direkt, oft mit bitterem Humor durchsetzt, und lässt kaum Distanz zu.

Insgesamt macht die Leseprobe neugierig auf mehr: Wie wird Terry mit dem Erbe seiner Mutter, dem Hund Daisy und der plötzlich aufgetauchten Bethany umgehen? Und wie sehr wird Jesse die fragile Balance zerstören? No Way Home verspricht ein intensiver Roman über Verlust, Sehnsucht und gefährliche Abhängigkeiten zu werden.Zwischen Verlust und Verhängnis