Rivalität in der Wüste

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herbstrose Avatar

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Nach dem Tod seiner Mutter fährt Terrence „Terry“ Tully, 31jähriger Assistenzart im County/USC Hospital in Los Angeles, nach Boulder City in Nevada, um dort den Nachlass zu regeln, sich um ihren Hund Daisy zu kümmern und das geerbte Haus zu verkaufen. Kaum angekommen, lernt er in einer Bar Bethany, eine junge bildhübsche Frau, kennen, von der er sofort magisch angezogen wird. Sie hatte sich von ihrem Freund Jesse getrennt und war nun ohne Wohnung. Terry erweist sich als Retter in der Not und nimmt sie mit in sein Haus. Nach dieser Nacht war er verliebt, war ihr verfallen. Das änderte sich auch nicht, als Bethany nach seiner Abreise heimlich in seinen Haus einzog und gleich noch ihre Freundin Lutie mit einquartierte. Terry ist zwar nicht damit einverstanden, kann sich aber gegen Bethanys starken Willen nicht durchsetzen. Als auch noch ihr Ex-Freund Jesse dort auftaucht, kommt es in der Wüste zum Eklat …

T.C. Boyle, geb. 1948 in Peekskill, N.Y., ist einer der populärsten US-Schriftsteller im deutschsprachigen Raum. Er studierte Englisch und Geschichte, erwarb einen Doktorgrad, und lehrte von 1986 bis 2012 als ordentlicher Professor an der University of Southern California in Los Angeles. Boyle schrieb zahlreiche Romane und Kurzgeschichten, die in vielen Sprachen übersetzt wurden. Seit 1974 ist der Autor verheiratet, hat drei Kinder und lebt seit 1994 mit seiner Familie in Montecito bei Santa Barbara in Kalifornien.

„No Way Home“ (2025 Hanser-Verlag, München) ist die Geschichte eines zerstörerischen Dreiecksverhältnisses zwischen dem in seinen Gefühlen schwankenden Arzt Terry, der schönen aber berechnenden Bethany und ihrem eifersüchtigen Ex-Freund Jesse. Dabei wechselt Boyle regelmäßig die Perspektiven und erzählt die einzelnen Kapitel abwechselnd aus der Sicht dieser drei Protagonisten. So erlebt man als Leser deren Gefühlswelt hautnah und kann ihre Ängste und Aggressionen sowie ihre widersprüchlichen Motivationen besser verstehen. Das Aufeinanderprallen dieser gegensätzlichen Charaktere erzeugt eine hohe Spannung, die durch die Abgeschiedenheit der Wüste und der Kleinstadt im kulturellen Gegensatz zu L.A. noch verstärkt wird. Auch wenn man mit der Handlungsweise der drei Protagonisten nicht einverstanden sein kann, so ist es doch ein atmosphärisch dichter, fesselnder und nachdenklich stimmender Roman, der die Abgründe zwischenmenschlicher Beziehungen schonungslos aufzeigt.

Fazit: Ein großartiger Roman, den ich besonders für Leser*innen mit Interesse an destruktiven Liebesgeschichten und psychologischen Dramen empfehlen möchte.