Sex und Drogen, Abhängigkeit und Gewalt

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federfee Avatar

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Eine Frau zwischen zwei Männern - alle auf der Suche nach etwas Unbestimmten? Nach Heimat? Hintergrund der abstoßende American way of life

Ich kenne einiges von T.C. Boyle, aber dieses empfinde ich als abstoßend und wenig gelungen. Zwar muss ich die Personen eines Romans nicht sympathisch finden, aber es muss irgendetwas geben, eine Erklärung für ihr Verhalten, eine Entwicklung, einen Mehrwert für den Leser. Und das sehe ich bei den drei Protagonisten, die in einer Dreiecksbeziehung gefangen sind, leider nicht.

Der Assistenzarzt Terrence Tully (Terry, 31) hat einen schwierigen Job in der großen Stadt Los Angeles, viel Stress, was den Lesern in mehreren Abschnitten drastisch vor Augen geführt wird, auf abschreckend eklige Art und Weise. Nach seinem Examen will er eine Facharztausbildung zum Internisten absolvieren.

Mitten in einer Reanimationssituation erreicht ihn zu allem Überfluss die Nachricht, dass seine Mutter gestorben ist. Nach dem Tod seines Vater vor fünf Jahren war sie mit Hund Daisy nach Boulder City (südöstlich von Las Vegas) inmitten der Wüstenlandschaft von Nevada in ein Haus gezogen, vier Autostunden von LA entfernt. Jetzt muss er dorthin, um sich um alles zu kümmern.

Während er beruflich gut organisiert zu sein scheint, gilt das für sein Privatleben überhaupt nicht. Er regelt einiges nur halbherzig und trifft in einer Bar auf sein Verhängnis: die hübsche Bethany, 24, die sich an ihn heran macht und für einen guten Fang hält. Sie landen gleich im Bett, wo es nur um Sex zu gehen scheint und als sie, die gerade ohne Bleibe ist, ihm anbietet, während seiner Abwesenheit Haus und Hund zu hüten, lehnt er ab.

Sie verschafft sich aber doch Zugang und gibt sich als seine Verlobte aus. Er fährt erbost erneut hin, aber seine Inkonsequenz und Wankelmütigkeit lassen sie wieder im Bett landen. Ein großes Problem ist Bethanys Ex-Freund Jesse, der immer noch Ansprüche auf sie erhebt. Er ist zwar Lehrer auf einer Highschool und hat Ambitionen, einen Roman zu schreiben, aber er ist ohne Moral und gewalttätig, so dass es zu gewaltsamen Zusammenstößen mit Terry kommt, den er als Konkurrent sieht und als spießig verachtet.

Angenehm sind die kurzen Kapitel mit wechselnden Perspektiven, sodass wir die Handlungen der drei Personen aus ihrer jeweiligen Sichtweise kennenlernen. Aber weder sehe ich eine Erklärung für ihr Verhalten noch findet irgendeine Einsicht oder Entwicklung statt. Die Charaktere erscheinen leicht klischeehaft, so dass man vermuten könnte, dass T.C. Boyle sie nicht als Individuen, sondern als Typen verstanden haben möchte. Das allerdings würde kein gutes Bild auf die amerikanische Gesellschaft im Südwesten werfen, zumal überall im Buch der spezielle Way-of-life durchschimmert - Junk-Food essen - und viel, viel Alkohol und Drogen.

Wie nun wird sich Bethany entscheiden? Wird sie sich überhaupt zwischen den beiden Männern entscheiden? Was wird Terry unternehmen? Wie wird er sich gegen Jesses Übergriffe wehren? Wird er sich überhaupt wehren? Kann überhaupt irgendeine der Personen eine Entscheidung treffen? Man hat den Eindruck, dass sich die Geschichte im Kreis dreht, was ich als Leserin besonders für das Ende als unbefriedigend empfinde.

Fazit
Leider habe ich diesen Roman nicht gemocht: zu abstoßend fand ich viele Szenen, zu unverständlich viele Verhaltensweisen. Die fehlende Entwicklung der Personen und ihre Stilisierung zu Typen hat mir nicht gefallen. Dadurch ist mir nicht ganz klar, was T.C. Boyle mit diesem Buch wollte, vielleicht nur ein Spotlight auf Menschen dieser Art richten, solche, die in ihrer Entwicklung stecken bleiben und nicht weiterkommen? Für mich las sich das alles zutiefst hoffnungslos und deprimierend. Zu irgendeiner tieferen Erkenntnis hat es mich nicht gebracht.