TC Boyle ist ein sehr guter Beobachter

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indielie Avatar

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Auch in diesem Roman sind die handelnden Figuren wieder sehr authentisch und lebensnah beschrieben. Es sind keine Helden zu denen man aufschauen muss. Alle Charaktere sind mit Eigenschaften besetzt, die im richtigen Leben vorkommen. Es könnten problemlos Figuren aus dem eigenen Bekannten- und Kollegenkreis in die Handlung integriert werden.
Die Handlung selbst ist realistisch und nachvollziehbar und sehr gut geschrieben. Man taucht in die Figuren ein und kann sich sehr gut in die verschiedenen Beweggründe des Handelns versetzen.
Die Hauptperson ist Terry. Die Geschichte vom unerwarteten Tod seiner Mutter, der Regelung des Nachlasses, der Pflege des Hundes und das alles bei Weiterführung der eigenen beruflichen Verpflichtungen ist auch ein Thema, dass so ziemlich jeden treffen kann und ist dadurch schon interessant. Hier gelingt es TC Boyle auch wieder hervorragend gesellschaftliche Kritik zu tätigen ohne auch nur ansatzweise den Zeigefinger zu heben. Allein die Beschreibung des Hamsterrades, in dem sich Terry als angehender Arzt befindet und die Aufzählung seiner einzelnen Patienten mit Ihren Drogen- und Gewaltverletzungen ist ein Offenbarungseid der kapitalistischen Gesellschaft, eine Gesellschaft die scheinbar nur funktioniert, wenn keine Rücksicht auf den Einzelnen genommen wird und es für solche Belanglosigkeiten, wie den unerwarteten Tod der Mutter keine Atempause gibt.
Ein gewohnter Sidekick bei TC Boyle ist auch immer die detaillierte Beschreibung der Landschaft und Natur. Hier beschreibt er wunderbar die Veränderung durch den Klimawandel (in diesem Fall beispielsweise der sinkende Wasserstand im Colorado River am Hoover Staudamm), was eindeutig als Kritik an der ressourcenfressenden Gesellschaft zu verstehen ist.
Wenn es etwas zu bemängeln gibt, dann ist es der Umstand, dass die Geschichte kein richtiges Ende hat und der Autor einem damit zurücklässt. Dies ist man zwar bei TC Boyle schon gewöhnt, aber das abrupte Ende der Geschichte ist immer wieder etwas gewöhnungsbedürfig.
Das Buchcover ziert ein passendes Foto und ist ein guter Vorgeschmack auf die Geschichte.