Vom Leben in der Wüste und der Wüste im Leben
Terrance -Terry- Tully ist ein junger Assistenzarzt in einer Klinik in Los Angeles, ein kontaktscheuer Nerd ohne Freundeskreis und familiäre Bindungen, ausgelaugt von den harten Anforderungen seiner 14-Stunden-Tage in der Klinik, umgeben von Krankheiten jeglicher Art. Da erfährt er durch einen Anruf, dass seine alleinstehende Mutter plötzlich verstorben ist. Sie hinterlässt die Hündin Daisy und ihr Haus in einer Kleinstadt in der unwirtlichen Wüste von Nevada. Seine Heimat ist das nicht, sie hatte das Haus in der Provinz nach dem Tod des Vaters gekauft. Er fährt hin, und das Schicksal nimmt seinen Lauf. Kaum angekommen, verfällt er der attraktiven Bethany, die sich von ihrem Freund Jesse getrennt hat und sich in dem Haus einnistet, das Terry eigentlich verkaufen wollte. Aber auch ihr Ex hat sie noch nicht aufgegeben … Sehr unterschiedliche Lebenseinstellungen prallen aufeinander, die Kontrahenten bekämpfen sich mit unlauteren Mitteln, die junge Frau verhält sich zwiespältig. Laufend geschehen Dinge, die ihre Urheber so eigentlich gar nicht gewollt hatten. Ein Missgeschick jagt das nächste. Die Figuren sind stark überzeichnet, fast karikiert, überall lauern Klischees. So unglaubwürdig das auf den ersten Blick scheinen mag, kennzeichnet es nicht große Teile der aktuellen US-amerikanischen Gesellschaft, zumindest der hier geschilderten weißen Mittelschicht? Hat man mit dem Lesen begonnen, fällt das Aufhören schwer, wie immer bei T.C. Boyle. Mit großer Präzision, Witz und scharfem Blick beschreibt er das Innenleben ebenso wie die meist prekären Lebensumstände seiner Protagonisten und versteht es meisterhaft Spannung aufzubauen. Das ist kluge Unterhaltung, einfach lesenswert.