3,5 Sterne - Gefühlvolle Atmosphäre, aber zu viel Vorhersehbarkeit

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Dies ist ein leiser, gefühlvoller Roman, der sich mit Verlust, Neubeginn und der Kraft kleiner Gesten beschäftigt. Im Mittelpunkt steht Eleni, die nach dem Tod ihres Partners völlig aus dem Gleichgewicht geraten ist und sich in ihr Häuschen in der Bretagne zurückzieht. Als plötzlich rätselhafte Briefe und Blumen vor ihrer Tür auftauchen, beginnt langsam eine zarte Annäherung an das Leben – und an sich selbst.

Was mir gut gefallen hat, sind vor allem die sehr feinfühligen Beschreibungen von Elenis innerer Zerrissenheit und ihrer Trauer. Das war glaubwürdig und berührend, ohne je kitschig zu wirken. Auch die Landschaft der Bretagne wird wunderschön eingefangen – beim Lesen hatte ich regelrecht den Geruch von Meer, Lavendel und Regen in der Nase. Die Figuren sind sympathisch, vielleicht etwas idealisiert, aber sie passen in diese stille Geschichte wie Puzzleteile.

Trotzdem hatte ich mit dem Buch auch meine Schwierigkeiten. Einige Wendungen waren mir zu offensichtlich – spätestens auf Seite 77 war für mich klar, wohin die Reise geht und wie sich alles auflösen wird. Klar, das Buch ist kein Thriller, aber ein bisschen mehr Spannung oder Überraschung hätte der Geschichte gutgetan. Auch der Schreibstil hat mich nicht immer abgeholt: Er ist bildhaft und sensibel, wirkte aber streckenweise etwas sperrig und schwerfällig, was meinen Lesefluss gestört hat.

Alles in allem ist „Noch fünfzig Sommer mehr“ ein gefühlvoller Roman mit einer starken Atmosphäre, aber eben auch mit kleinen Schwächen in Stil und Dramaturgie. Ich vergebe deshalb gute 3,5 Sterne – ideal für Leserinnen und Leser, die ruhige, melancholische Geschichten mögen und keine allzu große Spannung erwarten.