Feel-Good-Reading, aber mit Tiefgang!

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Rezension zu "Noch fünfzig Sommer mehr" von Avril Maury


Eleni hat schwere Schickalsschläge einstecken müssen, die mit tragischen Verlusten ihrer Familienmitglieder einhergingen. Deshalb verschanzt sie sich in ihrem Häuschen, gemeinsam mit ihrem treuen Kaninchen. Ein junger Mann schafft es nicht nur sie wieder aus dem Haus zu locken, sondern entpuppt sich auch noch als die große Liebe ihres Lebens. Theo versteht es wie kein anderer mit Eleni und ihren Traumata umzugehen. Doch als auch er plötzlich und unerwartet verstirbt, bricht Elenis Welt, innen wie außen, komplett auseinander.
Eigentlich ist auch Eleni schon sowas wie tot, als plötzlich immer wieder Pflanzen mit Nachrichten vor ihrer Tür stehen. Erinnert an eine blühende Vergangenheit wagt sie sich in ihren Garten und langsam wieder bis zum Gartentor. Von dort aus beginnt eine Reise in Elenis Vergangenheit und schließlich auch in ihre neue Zukunft...

Sehr gekonnt hat die Autorin hier Angststörungen und damit verbundene Panikattacken thematisiert und diese doch sehr anspruchsvollen Inhalte in einen Liebesroman am Meer mit Feel-Good-Charakter gepackt. Das ist sehr beeindruckend wie ich finde. Denn häufig werden die Romane sehr schwer und dramatisch, sobald diese Themen auf den Plan kommen.
Man kann sich nur wünschen als betroffene Person auf so viel Liebe, Verständnis und Positivität zu treffen, wie es die Hauptprotagonistin Eleni bei Theo getan hat. Oft werden Betroffene stattdessen stigmatisiert und ausgegrenzt. Menschen haben Angst vor psychischen Krankheiten. Der junge Theo zeigt im Buch wie es auch anders gehen kann. Hoffentlich ein Anreiz für viele Angehörige und Freund:innen und die es noch werden könnten.

Wo sollte man dieses Buch lesen?
Im Idealfall am Meer oder im Garten. Aber ansonsten überall wo man Zeit hat, denn ich habs in 3 Tagen gelesen, weil es so schön flott geht und man wissen will wies ausgeht und welche Geheimnisse in Elenis Vergangenheit stecken.

Wann sollte man dieses Buch NICHT lesen?
Wer gerade akut von Angststörungen oder Panikattacken betroffen ist, sollte warten bis er:sie sich entsprechend stabilisiert hat. Die Geschichte könnte sonst stellenweise zu noch mehr Deprimiertheit und dem Gefühl von Einsamkeit beitragen.

Wie fühlt man sich, nachdem man dieses Buch gelesen hat?
Dieser wunderschöne Roman ist definitiv geeignet, den Glauben an die Liebe, die Freundschaft und die Gesellschaft in einem zu stärken beziehungsweise wiederzufinden, sollte man selbige verloren haben.
Es bleibt auch eine melancholische Sehnsucht zurück. Nach Orten am Meer, nach Heimatgefühl, nach lieben Menschen, die einen in und auswendig kennen.