Alleingelassen

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tochteralice Avatar

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jeder auf seine Art - das sind die Protagonisten in diesem Buch, die unterschiedlicher nicht sein können: Da haben wir die siebenjährige Millie Bird, die tote Dinge zählt - wozu leider bereits auch ihr Vater zählt und die von ihrer Mutter im Kaufhaus zurückgelassen und zunächst geduldig auf deren Rückkehr wartet. Dabei trifft sie Karl, den Tasttipper, einen Mann, der nach langer glücklicher Ehe seine verstorbene Frau schmerzlich vermisst und sich aus der Welt vollkommen zurückgezogen hat. Später dann erfolgt eine Begegnung mit Agatha Pantha, einer Nachbarin, auf den ersten Blick eine fiese alte Frau. Und auf den zweiten Blick? Immer noch mindestens genauso fies, aber von ihr kommen auch nette Gesten (denen man genauer nachgehen muss, um sie als solche zu erkennen) und vor allem liegt die Begründung für ihr Verhalten auf der Hand: sie ist zutiefst einsam und damit unglücklich.

Ein sehr eigenes Buch der australischen Autorin Brooke Davis in einer sehr eigenen Sprache. Und ich muss ganz klar sagen: es ist definitiv nicht meine Sprache! Jedenfalls meistenteils - weite Passagen habe ich mit großem Befremden gelesen, ich konnte ihre Beweggründe, ihre Motivation zu diesem Buch einfach nicht nachvollziehen: also, das "Warum" schon, aber das "Wie" nicht! Wir begegnen hier zunächst drei Menschen, die in ihren jeweiligen Welten leben und zunächst sehr für sich agieren.

Doch es gab eine Passage, die ich genossen habe, und das war die, in der es um Karls und Evies Ehe ging - da blitzte so einiges von der Sprachgewalt der Autorin, die sich zumindest mir in anderen Teilen des Buches nicht eröffnet hat, hervor, beispielsweise in Sätzen wie diesen: "In ihrem gemeinsamen Leben fuhren Karl und Evie nie irgendwo hin. Sie waren füreinander die fremden Länder." (S.88) Eine glückliche Ehe der eigenen Art, eine in der sich die Partner erkannt haben - Evie konnte bspw. Karls ganz spezielle Kommunikation des Tasttippens problemlos entschlüsseln. Doch nach Evies Tod gibt es eine solche Person nicht mehr in Karls Leben, oder doch? Und wie ist es mit den beiden anderen, mit Millie und Agatha? Werden sie es schaffen, ihrer tiefen Einsamkeit zu entfliehen oder bleiben sie gemeinsam einsam? Seien sie gespannt - falls sie bereit sind, sich dem teilweise sehr speziellen Stil der Autorin zu stellen. Es ist definitiv mal was ganz anderes - nur nicht unbedingt was für mich.