Drei auf einer ungewöhnlichen Reise

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gisel Avatar

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Millie Bird ist sieben Jahre alt, als sie ihre Mutter im Kaufhaus verliert. Sie versteckt sich tagsüber unter einem Verkaufsständer und wartet, dass ihre Mutter zurückkommt, vergisst aber nicht, Schilder für sie zu malen: Hier bin ich. So lernt sie Karl kennen, der mit seinen 87 Jahren aus dem Pflegeheim ausgerissen ist und sich seit einigen Tagen im Kaufhaus aufhält. Millie wird entdeckt und die Polizei gerufen, damit sie in eine andere Familie vermittelt werden kann, bis ihre Mama gefunden wird. Da hilft Karl ihr zu entkommen. Doch das Haus ihrer Mutter ist leer geräumt. Ihre Mutter sei abgereist, erklärt ihr Agatha, die alte Frau von gegenüber, die seit dem Tod ihres Mannes ihr Haus nicht verlassen hat und nur zum Fenster herausguckt, um Passanten zu beschimpfen. Millies Verlassenheit bewirkt, dass Agatha auf das Kind zugeht. Es dauert nicht lange, da sind die beiden unterwegs, um Millies Mutter zu suchen, und auch Karl gesellt sich bald zu ihnen. Eine ganz besondere Reise beginnt für die drei…
Das Buch hat mich vom Thema her sehr an den Hundertjährigen erinnert, der aus dem Fenster steigt, um seiner Geburtstagsfeier zu entkommen, und auf eine ganz besondere Reise aufbricht. Auch die Reise von Millie Bird und den beiden schrägen Alten ist von viel Situationskomik und Wortwitz geprägt.
Doch bevor ich mich auf diesen Roman einlassen konnte, musste ich erstmal meine Rolle als Mutter zweier Kleinkinder vergessen. Sonst hätte ich mich dauernd gefragt, wie eine Mutter ihr Kind im Kaufhaus einfach abstellen und „verlieren“ kann. Auch entspricht Millie Bird nicht dem Alter eines siebenjährigen Kindes, mal ist sie zu klug für dieses Alter, mal handelt sie wie eine Vierjährige. Damit wird die Handlung einfach unwirklich und skurril, und man muss sie einfach außerhalb unseres gesunden Menschenverstandes lesen. Dann allerdings kann man sich an diesen drei so unterschiedlichen Menschen erfreuen, die so ganz anders am Ende ihrer Reise ankommen als sie gestartet sind. – Ich muss gestehen, dass mir das vor allem im ersten Drittel des Buches nicht so ganz gelang, ich machte mir immer wieder Gedanken über die Verlassenheitsängste eines kleinen Kindes.
So bleibe ich zum Schluss zwiegespalten nach der Lektüre des Buches zurück, und das offene Ende des Buches lässt mich noch mehr ratlos zurück. Vermutlich gibt es auf der Welle des Erfolgs um den „Hundertjährigen“ andere Bücher, die mich (und vielleicht auch andere Leser) mehr ansprechen.